Mordversuch im Casino: Mann in Stuttgart vor Gericht
Posted on: 17/09/2019, 01:27h.
Last updated on: 17/09/2019, 01:27h.
In Stuttgart muss sich ein 40-Jähriger wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Der Mann soll versucht haben, seine Ex-Freundin an ihrem Arbeitsplatz, einem Casino im baden-württembergischen Fellbach, zu töten. Am gestrigen 3. Verhandlungstag sagte auch der aktuelle Partner des Opfers aus. Er hatte Teile der Tat live am Telefon miterlebt.
Kein Recht auf Leben
Weil er nicht akzeptieren wollte, dass seine Ex-Freundin (24) die Beziehung zu ihm beendet hatte, soll ein 40-Jähriger versucht haben, die junge Frau mit einem Messer zu töten. Davon ist die Staatsanwaltschaft im laufenden Prozess vor der 1. Schwurgerichtskammer des Stuttgarter Landgerichts überzeugt. Als die Frau sich von ihm trennte, habe der Angeklagte ihr „das Lebensrecht abgesprochen“, so der Vorwurf.
Laut Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) wurden im Jahr 2017 141 Frauen und 32 Männer von ihren (Ex-) PartnerInnen getötet. Die Zahl der Opfer von versuchtem Mord und Totschlag durch (ehemalige) Intimpartner lag bei 455, davon waren 364 Frauen. Insgesamt wurden 2017 138.893 Fälle der sogenannten Partnerschaftsgewalt registriert. 82,1 Prozent der Opfer waren Frauen.
Der Mann soll seine ehemalige Partnerin am späten Abend des 3. März 2019 in dem Spielcasino, in dem sie angestellt ist, überrascht haben. Sie sei allein in dem Lokal gewesen als der 40-Jährige das Casino trotz bereits zuvor erteilten Hausverbots betreten habe.
Bei dem unvermittelten Angriff habe er sie zunächst mit Pfefferspray attackiert und dann auf sie eingeschlagen. Als sie versucht habe, sich auf die Toilette der Spielhalle zu flüchten, habe der Mann ein Steakmesser gezückt. Mit diesem habe er mindestens siebenmal auf den Oberkörper der jungen Frau eingestochen. Der brutale Angriff habe erst geendet, als die Klinge des Messers abgebrochen und der Täter geflüchtet sei.
Das Opfer musste mit diversen Schnitt- und Stichverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert und operiert werden. Der Angeklagte wurde drei Tage später in Bayern aufgegriffen. Er befindet sich seither in Untersuchungshaft.
Attacke im Casino über Videochat miterlebt
Den Tatablauf bestätigte gestern auch der aktuelle Partner der Frau. Er hatte Teile des Angriffs live miterlebt. Weil sich seine Freundin in dem Casino abends allein unsicher fühlte, verband sie sich übers Handy per Videotelefonie mit ihm und zwei weiteren Bekannten.
Der 26-Jährige erklärte vor Gericht, dass er den Angeklagten beim Betreten der Spielhalle sofort habe zuordnen können, obwohl er ihn nie zuvor gesehen habe. Er sei im Bilde gewesen, dass der 40-Jährige der jungen Frau seit der Trennung nachgestellt habe. Auch er sei von ihm kontaktiert worden, habe die Drohungen allerdings nicht ernstgenommen.
An besagtem Abend habe er mitbekommen, wie seine Freundin den Namen des Angeklagten gerufen und wie dieser sie vom Tresen der Spielhalle weggezerrt habe. Dann sei die Verbindung abgebrochen. Als sich die junge Frau einige Zeit später wieder bei ihm gemeldet habe, habe sie geblutet.
Täter war Casino Stammgast
Ursprünglich hatten sich Täter und Opfer im Herbst 2018 in dem Casino in Fellbach kennengelernt. Der arbeitslose Automechaniker sei Teil einer Gruppe von Stammgästen gewesen. Die Männer hätten sich regelmäßig in dem Casino, in dem Spieler kostenlos mit Kaffee und Softdrinks versorgt werden, getroffen und dort den ganzen Tag verbracht.
Vor Gericht schilderte die 24-Jährige, dass ihr heutiger Ex-Freund „einer der nettesten Kunden“ gewesen sei. Irgendwann habe sie sich in ihn verliebt.
Bereits nach kurzer Zeit habe der Mann jedoch begonnen, sie massiv einzuengen. So habe er versucht, ihr Freundschaften und die Nutzung von Social Media zu verbieten. Auch dass sie in einer gemischten WG gelebt habe, habe immer wieder zu schweren Auseinandersetzungen geführt.
Das Ende der Beziehung folgte im Januar 2019. Zuvor hatte der 40-Jährige seine Freundin massiv unter Druck gesetzt, ihren Job im Casino aufzugeben. Dies stellte jedoch keine Option für die 24-Jährige dar.
Terror nach Trennung
Obwohl sie nach der Trennung versucht habe, ihn auf allen Kanälen zu blockieren, sei es dem Mann gelungen, sie unter fremden Telefonnummern und neuangelegten Social Media Accounts zu bedrohen. Zudem habe er ihr Umfeld massiv belästigt. Auch heute, ein halbes Jahr nach der Tat, leide sie unter extremen Ängsten und Alpträumen.
Der Prozess wird am 19. September fortgesetzt. Bei einer Verurteilung droht dem Mann eine lebenslange Freiheitsstrafe.
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