Quidditch: Vom Harry-Potter-Roman zum Mannschaftssport
Posted on: 19/10/2018, 05:30h.
Last updated on: 18/10/2018, 06:13h.
Jeder Harry-Potter-Fan kennt die Szene, in der Harry Potter sein erstes offizielles Quidditch-Spiel auf seinem verhexten Besen bestreitet.
Der Besen zuckt und dreht sich, vehement versucht er, Harry Potter abzuschütteln, der gerade sein erstes Quidditchspiel bestreitet. Mit Mühe gelingt es Harry, sich auf den Besen zurück zu hieven. Im Sturzflug landet er, fängt mit dem Mund gerade noch so den heiß begehrten Schnatz und holt damit den Sieg für seine Mannschaft.
Wer denkt, dass allein Harry Potter derart aktionsgeladene Momente auf dem Spielfeld durchlebt, der irrt. Gerade in der letzten Woche fand das deutsche Ligafinale 2018 im Quidditch statt. Statt wie bei Harry Potter in sagenhaften 20 Metern Höhe zu fliegen, finden das Turnier allerdings auf dem Boden statt. Insgesamt 20 Teams hatten an den Turnieren teilgenommen, um sich für den European Quidditch Cup zu qualifizieren.
Ein hartes, aber faires Spiel
Selbst wenn man beim Quidditch-Spiel in der echten Welt nicht durch den Himmel fegt, sollte man dafür nicht zart besaitet sein. Bei der Mischung aus Handball, Völkerball und Rugby geht es zwar fair, aber stürmisch zu, denn es ist Körpereinsatz gefragt und blaue Flecken gehören beim Quidditch dazu.
Quidditch in der Fiktion
Bekannt geworden ist Quidditch durch J. K. Rowlings Harry Potter Romane. Doch die Autorin hat auch ein eigenes Buch zur fiktiven Sportart geschrieben. Im Jahr 2001 wurde es unter dem Titel „Quidditch im Wandel der Zeiten“ veröffentlicht. Neben der Beschreibung des Spiels stellt die Autorin darin berühmte irische und britische Mannschaften vor und schildert die Entwicklung des Flugbesens.
Vom Roman aufs Spielfeld gelangte Quidditch im Jahr 2005, als US-amerikanische Studenten den Sport aufs reale Spielfeld holten. Der Besen ist auch hier immer dabei. Die Spieler haben ihn während des ganzen Spiels zwischen die Beine geklemmt und dürfen ihn nicht verlieren. Genutzt werden hierbei neben Besen häufig auch leichte PVC-Stangen.
Die Regeln beim Quidditch
Die Regeln des Quidditch sind im U. S. Quidditch Rulebook vermerkt, das bereits in 10. Auflage vorhanden ist. Herausgegeben wird es vom US Quidditch (Seite in Englisch).
Jedes Team besteht aus neun Spielern, von denen sich jeweils sieben auf dem Feld befinden. Dabei sind
die Teams gemischtgeschlechtlich. Drei Jäger oder Jägerinnen werfen sich einen Quaffel (einen Volleyball) zu. Ziel ist es, den Quaffel durch einen der drei Ringe des Gegners zu werfen. Für jedes Tor gibt es sieben Punkte. Doch Achtung! Die Tore werden von den Hütern verteidigt.
Die Gegner werden zudem von den Treibern und Treiberinnen verfolgt, die mit Klatschern (Dodgebällen) nach ihnen werfen, um ihnen den Garaus zu machen. Wird ein Spieler von einem Klatscher getroffen, ist er „ausgeknockt“, muss den eventuell gehaltenen Ball fallenlassen und darf er erst wieder am Spiel teilnehmen, wenn er einen der teameigenen Ringe berührt hat.
Während die Jäger versuchen, Punkte mit dem Quaffel zu ergattern, sucht der Sucher oder die Sucherin nach dem Schnatz. Statt – wie bei Harry Potter – dabei eine kleine goldene Kugel mit Flügeln zu jagen, muss ein Spieler in Gelb, der „Snitch Runner“, verfolgt werden.
Der „Snitch Runner“ kommt erst nach siebzehn Minuten Spielzeit aufs Feld. An seinem Hosenbund trägt er eine Socke, in der ein Tennisball steckt. Die beiden Sucher versuchen, die Socke zu schnappen – wem es gelingt, der beendet damit das Spiel und erhält für seine Mannschaft 30 Punkte.
Das Ligafinale 2018
Mit dem Ligafinale haben sich acht deutsche Teams für den European Quidditch Cup qualifiziert. Dieser ist laut Deutschem Quidditchbund mit der Champions League im Fußball vergleichbar.
Ligafinale 2018 – Das Final Ranking
1. Münchner Wolpertinger
2. Darmstadt Athenas
3. Ruhr Phoenix Bochum
4. Rheinos Bonn
5. Looping Lux Leipzig
6. Bielefelder Basilisken
7. Augsburg Owls
8. Berlin Bluecaps
9. Three River Dragons Passau
10. Hamburg Werewolves
11. Münster Marauders
12. Jena Jobberknolls
13. Heidelberg HellHounds
14. Black Forest Bowtruckles Freiburg
15. Broomicorns Braunschweig
16. Flying Foxes Karlsruhe
17. Frankfurt 18. Binger Beasts
19. Thunderbirds Trier
20. Portkeys Bremen
Für die europäischen Spiele hat sich die deutsche Nationalmannschaft vorgenommen, sich gegen „große“ europäischen Teams, wie England und die Türkei, durchzusetzen. Die Ziele der Mannschaft definiert Steffen Wirsching vom deutschen Nationalteam wie folgt:
„Was ich in diesem Jahr erreichen will, ist dass wir flexibler werden. Wir haben sehr viele Teams in unserer Nationalmannschaft und jeder bringt dabei sein Quäntchen Taktik mit. Das zu vereinen, ohne auf eine einzige Taktik festgefahren zu sein, das ist das Wichtigste.“
Der European Quidditch Cup (EQC) fand das erste Mal 2012 in Frankreich statt. Das deutsche Nationalteam trat erstmalig bei der Europameisterschaft 2015 in Sarteano an. Bei der Meisterschaft im Jahr 2017 konnte sich das deutsche Nationalteam bis auf Platz fünf vorkämpfen.
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