Razzia gegen illegales Glücksspiel in Österreich – Auch Deutschland verschärft Anstrengungen
Posted on: 16/09/2018, 05:30h.
Last updated on: 15/09/2018, 02:51h.
In der vergangenen Woche ging die österreichische Polizei mit einer Razzia gegen illegales Glücksspiel und manipulierte Spielautomaten in Klagenfurt vor. Auch in Deutschland ist die organisierte Kriminalität im Glücksspielmilieu ein Thema.
In Klagenfurt, im österreichischen Bundesland Kärnten kam es in der vergangenen Woche im Innenstadtbereich zu einem Großeinsatz. Im Visier der Einheiten: Sechs Spiellokale, die im Verdacht standen, mit manipulierten Spielautomaten abzukassieren.
Gemeinsame Aktion verschiedener Behörden
Federführend bei der Aktion war die österreichische Finanzpolizei. Unterstützt wurde sie von Kriminalpolizei, Finanzamt, Magistrat, Land und Gebietskrankenkasse. Insgesamt waren rund 60 Beamte im Einsatz.
Die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Behörden im Kampf gegen das illegale Glücksspiel ist auf die Zunahme von Anzeigen in diesem Feld zurückzuführen. Dadurch, dass nun mehrere Behörden ihr Wissen teilen, ist es leichter, den Tätern auf die Spur zu kommen. Je nach Sachlage stehen unterschiedliche rechtliche Fragestellungen im Raum. Durch die Abstimmung der verschiedenen Stellen und Behörden ist es nun möglich, dem organisierten Verbrechen vollumfänglich entgegenzutreten.
So ermöglichte es die Mitwirkung der Finanzpolizei, den Ermittlern Zugriff auf verschlossene Betriebe zu erhalten. Geht es um Fragen des Baurechts illegaler Spielstätten, ist der Magistrat der Stadt die richtige Ansprechstelle. Auch Fragen in Bezug auf illegale Gewerbeausübung und Datenschutz in kameraüberwachten Lokalen können so in die Ermittlungen miteinbezogen werden.
Manipulierte Automaten und illegale Spielstätten
Die Razzia fand am Donnerstagvormittag statt. Die Beamten stürmten gleichzeitig sechs Spiellokale in und um die Klagenfurter Innenstadt, um die Betreiber auf frischer Tat zu ertappen und ihrem Treiben ein Ende zu bereiten. In erster Linie ging es um manipulierte Spielautomaten, mit denen die Täter ihren ahnungslosen Opfern das Geld aus der Tasche ziehen.
Der zeitgleiche Einsatz an mehreren Orten war nötig, um zu verhindern, dass die Betreiber gewarnt wurden. Da die fraglichen Automaten softwarebasiert arbeiten, also auch bei Manipulationen keine von außen sichtbaren Veränderungen aufweisen, wäre es den Betreibern ein Leichtes gewesen, sie bei Anflug von Gefahr zu sperren, um so die Spuren zu verwischen.
Die Ergebnisse des Großeinsatzes zeigen, dass das Kalkül der Kärntner Einsatzkräfte aufgegangen ist: Drei der sechs kontrollierten Spielstätten wurden geschlossen, 23 Geräte beschlagnahmt. Zudem wurde Bargeld in Höhe von mehreren Zehntausend Euro sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt ermittelt in einem Fall wegen Verstößen gegen das Gewerberecht, sieben Anzeigen gingen wegen strafrechtlich relevanten Tatsachen ein.
Klares Signal gegen organisierte Kriminalität
Zu außergewöhnlichen Vorfällen kam es bei der konzertierten Aktion der Behörden, die bis in die späten Abendstunden lief, nicht.
Rigobert Rainer, Leiter der Finanzpolizei in Kärnten und der Steiermark erklärt, warum der Einsatz für die Beamten dennoch nicht ungefährlich war:
Gerade im Bereich des Glücksspieles wird mit hoher krimineller Energie gearbeitet. Das reicht von Reizgasangriffen bis zu tätlichen Übergriffen gegenüber den Kolleginnen und Kollegen. Daher muss die Sicherheit gewährleistet werden.
Österreich sieht sich bereits seit einiger Zeit mit dem Problem illegaler Spiellokale und manipulierter Gerätschaften konfrontiert. Aktionen, wie die der letzten Woche dienen auch dazu, im Angesicht des organisierten Verbrechens klare Zeichen zu setzen, betont Finanzpolizeileiter Rainer.
Das Schlupfloch „Café Casinos“
Auch in Deutschland boomt das illegale Glücksspiel, wie nicht nur am Beispiel Berlin erkennbar ist. Insbesondere die sogenannten „Casino-Cafés“ nutzen eine rechtliche Lücke im deutschen Glücksspielgesetz: In gastronomischen Betrieben dürfen bis zu drei Glücksspielautomaten stehen. Voraussetzung: Die Einnahmen werden primär mit dem Verkauf von Kaffee verdient.
Ein manipulierter Spielautomat ist für einen Preis von 5.000 bis 10.000 Euro zu haben. Er sorgt dafür, dass die Auszahlungsquoten derart schlecht sind, dass der Spieler im Grunde kaum eine Chance auf Gewinne hat bzw. diese weit unter den gesetzlichen Vorgaben liegen.
Man geht davon aus, dass die Kosten für ein solches Gerät von den Betreibern spätestens binnen eines Monats durch Betrug wieder reingeholt werden.
Da der Automat keine sichtbaren Veränderungen aufweist, ist es für den Spieler nicht leicht, eine Manipulation von einer „Pechsträhne“ zu unterscheiden. Wer sich vor dieser, vornehmlich in mafiösen Strukturen angesiedelten Kriminalität schützen möchte, ist gut beraten, die Walzen nur in offiziell lizensierten Spielstätten kreisen zu lassen.
In der Folge hat sich, wie besonders eindrücklich im Berliner Bezirk Neukölln zu beobachten, eine Kultur von Kaffeehäusern gebildet, deren Hauptanliegen nicht im Barista-Bereich zu liegen scheint: Mehr als ein Instant-Kaffee ist oft nicht drin.
Hinter den Leuchtreklamen, „Ab 18- Schildern“ und abgeklebten Scheiben finden sich oft mehrere „Cafés“ in einem Ladenlokal.
Nur getrennt durch Glasscheiben und jeweils mit einer Kaffeemaschine ausgestattet, kommen so in einem Raum schnell mal mehr als 15 Geräte zusammen. Von der staatlichen Aufsicht bleiben die Betreiber, im Gegensatz zu offiziellen Spielhallen, meist unbehelligt.
Glücksspielsucht großes Thema in Berlin
Mit einer Anzahl von geschätzt 50.000 Spielsüchtigen ist Berlin ein lohnenswertes Pflaster für Glücksspielbetreiber am Rande und außerhalb der Legalität: Nach Auskunft des Senats lag der Umsatz mit Spielautomaten im Jahr 2017 bei rund 209 Millionen Euro, was einem Betrag von 570.000 Euro am Tag entspricht, die die Berliner in den Traum vom Glück an Slot Machines investieren.
Neben den 470 offiziellen Spielhallen in Berlin gehen Schätzungen von 2.500 der „Café-Casinos“ aus. Durch die dünne Personaldecke der Berliner Polizei und Behörden ist eine ständige Überprüfung der Betriebe kaum machbar.
Verstärkter Einsatz gegen mafiöse Strukturen
Im Mai waren in einer großangelegten Razzia in Wedding und Reinickendorf 31 Café Casinos durchsucht worden, 54 Ordnungswidrigkeiten wurden festgestellt, 23 Automaten aus dem Verkehr gezogen.
Auch im Zuge der verstärkten Bemühungen gegen die organisierte Clan-Kriminalität in Berlin vorzugehen, stehen immer wieder illegale Spielstätten im Fokus der Ermittler. Für die Täter sind sie nicht nur Einnahmequellen, sondern bieten auch Möglichkeiten, das aus anderen Delikten im Bereich der Prostitution, des Raubes und Drogenhandels gewonnene Geld zu waschen.