Kenia: Regierung blockiert Zugang zu Zahlungssystemen für Anbieter von Online Sportwetten
Posted on: 13/07/2019, 05:30h.
Last updated on: 12/07/2019, 05:00h.
Die kenianische Regierung macht Ernst in ihrem Kampf gegen Online Sportwetten. Dies bekommen nun auch die Kunden der Buchmacher im Netz zu spüren. In der vergangenen Nacht lief eine Übergangsfrist der Regierung aus, die es Spielern erlaubte, sich das Guthaben ihrer Wettkonten auszahlen zu lassen. Seither sind die Wett-Plattformen von Zahlungsdienstleistungen des Anbieters Safaricom abgeschnitten.
Keine legalen Online Sportwetten in Kenia
Als größter Telekommunikationsanbieter des Landes stellt Safaricom unter anderem digitale Lösungen für Anbieter von Online Glücksspiel in Kenia zur Verfügung. Das Portfolio umfasst neben der Prozessabwicklung bei Sportwetten und Kundenserviceangeboten auch Zahlungsdienstleistungen.
Letztere gehören seit der vergangenen Nacht bis auf Weiteres der Vergangenheit an. Wie am Donnerstag bekannt wurde, hatte die kenianische Regierung Safaricom in einem Schreiben darüber unterrichtet, dass keiner der 27 aktuell im Land aktiven Online Buchmacher über eine gültige Lizenz verfüge.
Die Konsequenz: Safaricom wurde verpflichtet, die Zahlungssysteme der betroffenen Firmen abzustellen. Darunter befinden sich unter anderem große Namen wie SportPesa, Betin und Betway.
SportPesa ist der größte Sportwettenanbieter Kenias. Der Konzern mit Hauptsitz in Nairobi wird auf einen jährlichen Gewinn von rund einer Milliarde Euro geschätzt. Als Sponsor ist SportPesa maßgeblich für die Finanzierung der kenianischen Premier League verantwortlich. Neben diversen weiteren Engagements unterstützt das Unternehmen auch die englischen Fußball-Vereine Hull City, Arsenal, Southampton und Everton.
Safaricom bat um Aufschub
In einer ersten Reaktion bat Safaricom das für die Verfügung zuständige Betting Control and Licensing Board (BCLB) um Aufschub.
Das plötzliche Ende der Zahlungsabwicklungen, so der Konzern, treffe nicht nur die Anbieter. Insgesamt habe die Entscheidung der BCBL auch Auswirkungen auf rund 12 Millionen Kunden der Sportwettenbetreiber.
Setze man die Forderung der Regierung umgehend um, bedeute dies, dass den Spielern der Zugriff auf das in ihren Kundenkonten hinterlegte Guthaben entzogen werde.
Die Warnungen fruchteten. Das Unternehmen erhielt eine Frist, die mit Ablauf des Freitags endete, wie Liti Wambua, Mitglied des Innenministeriums, am Donnerstag in einem Brief an Safaricom mitteilte:
Auf diese Weise können Sie den Spielern der betroffenen Firmen gestatten, innerhalb von achtundvierzig (48) Stunden nach dem Datum der Veröffentlichung ihr eventuell verfügbares Guthaben abzuheben und diese ordnungsgemäß benachrichtigen.
Regierung läutet neue Zeiten für Online Sportwetten in Kenia ein
Dem radikalen Schritt der kenianischen Regierung geht ein bereits Monate andauernder Konflikt mit den Sportwettenanbietern voraus.
In dessen Verlauf verweigerte die Glücksspielaufsicht die Verlängerung der zum 1. Juli 2019 ausgelaufenen Lizenzen der Online Buchmacher. Hintergrund sind Bemühungen der Regierung, der insbesondere unter kenianischen Jugendlichen grassierenden Spielsucht (Seite auf Englisch) Herr zu werden.
Zudem klagen die Verantwortlichen über ausbleibende Steuerabgaben und den Verdacht der organisierten Geldwäsche durch die Plattformen.
Abhilfe schaffen sollen strengere Regularien und höhere Anforderungen an die Transparenz der Anbieter.
Künftig findet die Überprüfung lizensierter Glücksspielanbieter quartalsweise statt. Besonderes Augenmerk soll hierbei auf Jugend- und Spielerschutzrichtlinien liegen. Nicht-lizensierte Anbieter von Online Glücksspiel in Kenia sollen konsequent vom Markt ausgeschlossen werden.
Wenn zwei sich streiten…
Die kenianische Regierung hat mit der Entscheidung, den Zahlungsdienstleister Safaricom in die Verantwortung zu nehmen, eine neue Runde im Kräftemessen mit den Anbietern von Online Sportwetten in Kenia eingeläutet.
Es scheint jedoch unwahrscheinlich, dass die Betreiber dauerhaft vom kenianischen Markt ausgeschlossen bleiben.
Vielmehr ist davon auszugehen, dass man sich seitens der Buchmacher schnellstmöglich mit der Regierung einigen möchte, um das lukrative Geschäft nicht allein illegalen Offshore-Anbietern zu überlassen. Der Ausgang hierbei ist ungewiss.
Ein Gewinner im Gerangel um den kenianischen Glücksspielmarkt dürfte allerdings bereits jetzt feststehen:
Telekommunikationsanbieter Safaricom verdient an jeder Transaktion seiner Kunden mit. Die 48 Stunden bis zum Ablauf der von der Glücksspielbehörde gesetzten Frist dürften zu den umsatzstärksten der Firmengeschichte gehört haben.
Geht man davon aus, dass Industrie und Politik eine Einigung finden, dürfte Safaricom für die Ausfallzeiten entschädigt werden:
Wenn die seit heute in den Ruhezustand versetzten Systeme der Buchmacher wieder aktiviert werden, laden die Spieler ihre Konten erneut auf. Selbstverständlich über die Lösungen von Safaricom.
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