Russland geht mit modernster Technik gegen Casino-Webseiten vor
Posted on: 29/08/2018, 11:13h.
Last updated on: 29/08/2018, 12:06h.
Russland intensiviert seine Bestrebungen im Kampf gegen das illegale Glücksspiel im Land. Dazu wird die staatliche Telekombehörde Roskomnadzor die Webseiten von Online Casinos künftig mit modernsten technischen Mitteln automatisch blockieren. Die Verantwortlichen und Techniker setzen dabei auf eine neue Version des Internetprotokolls (IPv6), damit die Serviceprovider im Land verdächtige Seiten künftig wirksamer vom Netz nehmen können.
Dank alter Technik konnten Online Casinos die Sperren umgehen
Bisher setzt Roskomnadzor auf das inzwischen veraltete IPv4-Protokoll, welches bereits vor einem Jahr von IPv6 abgelöst wurde. Die überholte Technik erlaubte es Betreibern von Online Casinos immer wieder, durch das grobmaschige Netz der Behörden zu schlüpfen und die Blockade ihrer Seiten zu umgehen.
Damit soll nun Schluss sein, denn die neue Version erlaubt eine sehr viel genauere Überwachung der Internetaktivitäten von Online Casinos. Die online pausenlos neu geschalteten Angebote können mit IPv6 wirksamer identifiziert und dann blockiert werden.
Als offizielle Begründung führt Russlands Regierung die Zunahme von Beschwerden aus der Bevölkerung an. Demnach soll es in den ersten sechs Monaten des Jahres bereits zu über 143.000 Eingaben an staatliche Stellen gekommen sein, in denen sich russische Bürger über die Webseiten der illegalen Online Casinos beklagten.
Glücksspiel in Russland seit Jahren illegal
Bereits vor über zehn Jahren hatte Russlands Präsident Putin die negativen Auswirkungen des Glücksspiels als gefährlicher als den im Land grassierenden Alkoholismus bezeichnet. Nicht zuletzt deshalb ist seit dem 01. Juli 2009 das Casino-Glücksspiel in Russland verboten.
Hierfür gibt es nur wenige Ausnahmen So darf in vier Sonderverwaltungszonen, beispielsweise der Enklave Kaliningrad oder der südrussischen Stadt Asow, Glücksspiel betrieben werden. Diese Zonen sind jedoch geographisch derart abgelegen, dass sie von den Spielern kaum genutzt werden.
Die Einschränkungen halten die Russen jedoch nicht von Poker, Roulette, Spielautomaten und anderen Arten des Spiels um bare Münze ab. Seit dem Verbot sind deshalb überall im Land illegale Casinos und Wettbüros entstanden, in denen die Spieler nach Herzenslust zocken.
Weitere Maßnahmen gegen das Glücksspiel
Insbesondere das Angebot von Online Casinos jeglicher Art ist strikt untersagt. Dieses Verbot gilt sogar schon seit 2006. Damit ist es drei Jahre älter als die Verordnung gegen die landbasierten Casinos in 2009. Die Bekämpfung der meist ausländischen Firmen, die ihre Webseiten russischen Spielern für den Echtgeld-Einsatz zugänglich machen, liegt dem Staat deshalb ganz besonders am Herzen.
Die Behörden unternehmen dabei unterschiedliche Anstrengungen gegen das Glücksspiel. Zum einen wenden sie sich direkt gegen die Anbieter. Diese Maßnahmen führten dazu, dass im letzten Jahr landesweit über 62.500 Webseiten mit Glücksspiel- und Poker-Angeboten blockiert wurden. Diese Kampagne läuft auch in 2018 mit unvermindertem Einsatz weiter, denn allein in der ersten Juliwoche wurden 3.763 Casino-Webseiten lahmgelegt.
Neben der direkten Bekämpfung der Online Casinos gehen staatliche Stellen gegen die Finanztransaktionen rund um das Glücksspiel vor. So sollen Banken künftig ungefragt Auskunft über verdächtige Konten geben müssen, über die Einnahmen aus dem Casino-Geschäft laufen könnten.
Zahlungen von und zu ausländischen Casinoseiten werden bereits seit diesem Mai ganz unterbunden. Die Zentralbank hat zudem eine staatliche Genehmigung beantragt, nach der sie jeden Transfer, den sie dem Casino-Business zuordnet, ohne gerichtlichen Beschluss ablehnen kann.
Auch Glücksspiel-Werbung wird bekämpft
Neben dem Spiel ist auch jegliche Werbung dafür untersagt. Verstöße gegen diese Richtlinie werden streng geahndet. Erst im April mussten über 250 Webseiten offline gehen, nachdem sie verbotenerweise Onlinebanner von Glücksspiel-Anbietern gezeigt hatten. Auch hier wurden die betreffenden Seiten von Rozcomnadzor geblockt, sodass sie für Besucher nicht mehr zugänglich waren.
Hohe Ausgaben für Casino-Werbung
Das Verbot hält die Betreiber jedoch nicht davon ab, weiter Werbung zu schalten. Das im Land illegale Online Casino Azino777 schaffte es im März gar, mehr Geld für Onlineanzeigen auszugeben, als beispielsweise der Softdrink-Gigant Coca Cola (Seite auf Englisch). Die Firma kam damit in der Rangliste der umsatzstärksten Käufer von Videowerbung auf den beachtlichen 14. Platz. Damit befand sich Azino777 in direkter Gesellschaft zu großen Konzernen wie Procter & Gamble, Nestlé, Google und Yandex.
Internetsperren sind in vielen Ländern ein Thema
Russland ist mit seinem rigiden Vorgehen unter Europas Staaten jedoch kein Einzelfall. So hat sich die Schweiz erst im Juni für die Vorbereitung eines strengeren Glücksspielgesetzes entschieden.
In einer Volksabstimmung votierte eine Mehrzahl der Wähler für die Einführung von Netzsperren. Diese sollen die Webseiten der Betreiber von Online Casinos, die über keinen Unternehmenssitz in der Schweiz verfügen, künftig blockieren.
Auch in Norwegen und Schweden wird momentan ein ähnliches Vorgehen diskutiert, um den Zugang zu Online Casinos zu erschweren. So soll auch dort die Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen des Glücksspiels geschützt werden.