Russland kontrolliert Casinowerbung auf YouTube
Posted on: 11/05/2018, 02:17h.
Last updated on: 11/05/2018, 02:17h.
Die Behörde des Föderalen Dienstes für die Aufsicht im Bereich der Kommunikation in Russland untersucht das Online Video Hosting Portal YouTube. Bei dieser Aktion geht es darum, russischsprachige Videos zu finden, die nicht lizenzierte Online Casinos wie das Azino777 bewerben.
Am Dienstag berichtete der russische Sender RBC, dass der Föderale Antimonopoldienst (FAS) eine Beschwerde der russischen Internet-Video-Vereinigung (IVA) erhalten habe.
Die Vereinigung setzt sich gegen Verletzungen der Urheberrechte sowie gegen Verstöße gegen die russischen Werberichtlinien.
Werbung für das Online Casino Azino777 sorgt für Aufsehen
Im März zog die IVA die Aufmerksamkeit auf sich. Die IVA kritisierte den Werbeauftritt des Casinos Azino777, das keine Lizenz in Russland besitze.
Das Video befand sich unter den Top 20 der am meisten gesehenen Werbeclips in Russland. Der Protagonist in dem Video ist der bekannte Rapper AK-47.
Das Azino777 steht seit 2017 auf der schwarzen Liste des Föderalen Dienstes für die Aufsicht im Bereich der Kommunikation (Roskomnadzor). Das Online Casino funktioniert über sogenannte „Mirror Webseiten“ und rangiert in der Wertung auf Platz 14 und übertrifft damit sogar die Werbespots von Coca-Cola und Tele2.
Die Mirror Site ist eine genaue Kopie einer Webseite unter verschiedenen ULRs. Die Seiten weisen gleiche Inhalte auf, liegen aber auf unterschiedlichen Servern. Mit der Erstellung einer Mirror Site sollen Server entlastet werden. Allerdings kann auf diese Weise auch die Zensur von Webseiten umgangen werden.
Auf dem offiziellen YouTube Kanal wurde das Video mehr als 7,5 Millionen Mal aufgerufen. Später veröffentlichte das in Russland als illegal geltende Casino ein Video mit der berühmten Chelyabinsk Rap-Gruppe Triagrutrika und erreicht damit vor allem junges Publikum.
Das russische Gesetz verbietet die Werbung für Glücksspiele im Internet. Verstöße werden mit einer Geldstrafe von bis zu 500.000 Rubel (6.752 Euro) geahndet.
Einleitung rechtlicher Schritte gegen Google
Im März hat das FAS rechtliche Schritte gegen Google eingeleitet. Google soll sich geweigert haben, die kontextbezogene Werbung für die Vulkan Online Glücksspiel Seiten wie das Azino777 aus den Sucherergebnissen der russischen Internetnutzer herauszufiltern.
Die russische Behörde Roskomnadzor hat in den vergangenen Jahren mehr als 5.400 Domänen gesperrt, die mit Vulkan in Zusammenhang stehen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf die Zugänglichkeit der Webseite selbst.
Weitere Einschränkungen der Zugriffsmöglichkeiten in Russland zu erwarten
Ab 27. Mai wird das neue Bundesgesetz 358-FZ gelten. Damit können Finanzinstitute verpflichtet werden, Zahlungen an Glücksspielwebseiten zu blockieren, die keine russische Online Sportwetten- und Glücksspiel Lizenz besitzen.
Das Gesetz sieht weiterhin vor, dass Unternehmen und Privatpersonen, die diese Zahlungen durchführen, auf einer schwarzen Liste aufgeführt werden sollen. Die Finanzinstitute sind dazu aufgefordert, die monatliche Aktualisierung dieser Liste zu überwachen.
Sollte ein Institut dieses Gesetz nicht einhalten, könne dies dazu führen, dass das Finanzinstitut sein Recht verliert, in Russland weiterhin geschäftlich tätig zu sein.
Auch die Stars Group, deren Marke PokerStars einen bedeutenden Anteil des Umsatzes aus Russland bezieht, könnte von diesem Gesetz betroffen sein. Doch das Unternehmen habe sich bereits auf die Änderungen vorbereitet.
Rafi Ashkenazi, der CEO der Stars Group, äußerte sich bereits im März dazu:
„Das Unternehmen hat einen robusten Mitigationsplan entwickelt, um mit der neuen Situation umzugehen.“
Mögliche Verbindungen von Azino777 zu Seiten mit Raubkopien
Alexei Byrdin, der Direktor der Internet Video Association, äußerte sich der russischen Zeitung „Kommersant“ gegenüber, dass er schockiert über Roskomnadzors ineffektive Blockierungswerkzeuge sei.
Im vergangenen Jahr blockierte Roskomnadzor 62.734 Glücksspiel Domänen. Nur im letzten Monat wurden weitere 6.200 hinzugefügt, was allerdings keine großen Auswirkungen gezeigt habe.
Byrdin behauptete auch, dass Glücksspielseiten in Russland Verbindungen zu Seiten hätten, die Raubkopien von urheberrechtlich geschütztem Material anbieten. Die Piraten hätten so ein riesiges Publikum.