Virgin Trains USA plant Schnellzug zwischen Las Vegas und Los Angeles
Posted on: 19/10/2019, 05:30h.
Last updated on: 17/10/2019, 06:15h.
Das Zugunternehmen Virgin Trains USA und die Verwaltung des US-Bezirks Clark County (Nevada) haben am Dienstag die Pläne für eine Highspeed-Zugstrecke zwischen der Glücksspielmetropole Las Vegas und Los Angeles konkretisiert. Der Bau des ca. 5 Mrd. US-Dollar (ca. 4.5 Milliarden Euro) teuren Projekts ist für 2020 geplant und soll im Jahre 2023 abgeschlossen werden.
Behörden und Unternehmen versprechen sich vom Ausbau des Streckennetzes eine Entspannung der Verkehrslage. In den letzten Jahren hatte das verstärkte Verkehrsaufkommen auf den Bundesstraßen zwischen Nevada und Südkalifornien immer häufiger zu Frustrationen bei Autofahrern gesorgt.
Vor allem auf der Interstate 15 zwischen der kalifornischen Stadt Barstow und Las Vegas war es regelmäßig zu zähflüssigem Verkehr und Staus gekommen.
Die Verkehrsbehinderungen treffen nicht nur Pendler, sondern auch Touristen und Ausflügler, die an den Wochenenden zum Glücksspiel nach Las Vegas reisen.
Schnell und zügig zum Zocken?
Virgin Trains USA, ein Unternehmen des britischen Milliardärs Richard Branson, plant den Bau des ersten Bahnstreckenabschnitts auf 170 Meilen (ca. 273 Kilometer) zwischen Las Vegas und Victorville (Kalifornien).
Durch eine anschließende Streckenverlängerung sollen Zugreisende auch bis nach Palmdale (Kalifornien) und nach Los Angeles reisen können.
Die Züge sollen im 45-Minutentakt verkehren und jährlich bis zu 56 Millionen Reisende transportieren.
Um eine schnelle Anbindung an den Las Vegas Strip zu gewährleisten, will die Zuggesellschaft einen Bahnhofsneubau in Zentrumsnähe nutzen.
Wie lange die vollelektrischen Züge schlussendlich für die ca. 435 Kilometer lange Strecke benötigen werden, ist noch nicht bekannt.
Die Planer rechnen jedoch mit einer Fahrzeit zwischen 75 und 90 Minuten.
Aktuell ist der schnellste Transfer zwischen den Westküstenmetropole mit dem Auto, Fernbus oder Flugzeug möglich. Mit dem Auto dauert die Reise auf dem schnellsten Weg etwa vier Stunden.
Welchen Plan verfolgt Virgin Trains USA mit dem Bau?
Hinter dem Vorhaben eines Schnellzugs zwischen Las Vegas und Los Angeles verbergen sich nicht nur ökonomische, verkehrsinfrastrukturelle und ökologische Gründe. Die Planung folgt einem strategischen Konzept mit dem Titel „Too close to fly, too far to drive“. Virgin Trains USA hat das Geschäftsmodell schon in Florida genutzt. Großstädte, die für den Flugverkehr zu nah beieinander liegen und mit dem Auto nur schlecht zu erreichen sind, werden mit Hochgeschwindigkeitszügen verbunden.
Im Sunshine State verbinden die Züge von Virgin Trains USA derzeit die Strecken Miami-Fort Lauderdale, Fort Lauderdale-West Palm Beach und West Palm Beach-Orlando. Ein Streckenausbau bis nach Tampa ist gegenwärtig in Planung.
Unternehmen und Verwaltung rechnen mit wirtschaftlichem Aufschwung
Virgin Trains USA (Link auf Englisch) und die Bezirksverwaltung von Clark County erhoffen sich von dem Zugprojekt nicht nur eine verkehrsinfrastrukturelle Entlastung, sondern wirtschaftlichen Aufschwung. Insgesamt sollen durch die Zugstrecke bis zu 4.5 Millionen Autos von den Bundesstraßen der Region weichen.
Bob O´Malley, Vizepräsident von Virgin Trains USA, versprach zusätzlich einen großen Beitrag zur Wirtschaftsleistung des Bezirks. Das Unternehmen rechne durch den Bau der Zugstrecke mit bis zu 13.500 neuen Arbeitsplätzen in Nevada. Der direkte ökonomische Profit belaufe sich auf geschätzte 1.98 Milliarden US-Dollar (ca. 1.78 Milliarden Euro).
Gegenüber den Verwaltungsbehörden sagte der Wirtschaftsfunktionär am Dienstag:
„Die Wirtschaft hier in Clark County boomt. Viele Menschen wollen hier sein. Es herrscht große Begeisterung und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um dieses Projekt in die Tat umzusetzen.”
Will Virgin Trains USA das durch den Standort gegebene Momentum tatsächlich ausnutzen, wird das Unternehmen vermutlich jedoch einige interne Prozesse verändern müssen. Im US-Bundesstaat Florida steht der Zugstreckenbetreiber im Augenblick in der Kritik, weil der Bau für eine 2021 geplante Hochgeschwindigkeitszugstrecke zwischen Orlando und Tampa noch immer nicht begonnen hat.
Ob die Bahnstrecke ein Gewinn für alle wird, bleibt unterdessen fraglich. Schließlich könnten Hotels, Restaurants und Tankstellen durch die ausbleibenden Autofahrer finanzielle Verluste erleiden.
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