Schrumpft die Tourismus-Industrie im Glücksspiel-Mekka Macau?
Posted on: 08/12/2019, 05:30h.
Last updated on: 06/12/2019, 05:40h.
Das staatliche Tourismusbüro von Macau hat am Donnerstag eine Negativprognose für die Entwicklung des Tourismussektors der Glücksspielmetropole gestellt. Noch vor Veröffentlichung der offiziellen Wirtschaftsdaten für November und Dezember 2019 sei im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Rückgang der Besucherzahlen in Macau zu erwarten.
Grund für die rückläufige Entwicklung seien die anhaltenden Proteste im nahegelegenen Hong Kong. Nur 65 Kilometer von Macau entfernt, demonstrieren derzeit Tausende gegen die Politik der chinesischen Regierung.
Vor allem die Teilnehmer organisierter Gruppenreisen nach Macau und Hong Kong blieben deshalb der chinesischen Sonderverwaltungszone fern.
Schon im Oktober blieben Hotelbetten leer
Sollten die Monate November und Dezember 2019 tatsächlich derart enttäuschende Besucherzahlen liefern, wäre es schon der dritte Monat in Folge, in dem der Tourismussektor Macaus schwächelt. Bereits die Statistiken für den Oktober 2019 hatten Investoren und die Regionalverwaltung besorgt zurückgelassen.
Im Oktober war die Anzahl der Gruppenreisenden mit 508,700 Besuchern im Vergleich zum Vorjahr um 35,3 % zurückgegangen. Auch die Zahl der chinesischen Individual-Touristen, die zum Spielen vom Festland in die ehemalige portugiesische Kolonie reisen, ging im Jahresvergleich um 39 % zurück.
Keine Besserung in Sicht
Eine Verbesserung der Wirtschaftslage zum Ende des Jahres scheint im Augenblick unwahrscheinlich. Wie die Bank Credit Suisse in der vergangenen Woche mitteilte, plane die chinesische Regierung anlässlich der Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der Rückgabe Macaus (Link auf Englisch) verstärkte Kontrollen zwischen dem Festland und der Halbinsel.
Die Kontrollen sollen noch bis zum 2. Dezember 2019 andauern und könnten sowohl den Massentourismus als auch den VIP-Tourismus einschränken. Zuletzt waren die Casino-Umsätze aus dem High Roller-Geschäft stark eingebrochen.
Dabei hatte das Jahr 2019 insgesamt positiv begonnen. Vor allem die Frühjahr- und Sommermonate trieben die Besucherzahlen stark an. Von Januar bis Oktober 2019 reisten insgesamt 15,3 % mehr Touristen nach Macau als im Vorjahresvergleichszeitraum. Außer in den Monaten Juni und September betrug die Hotelauslastung stets mehr als 90 %.
Anlass für den aktuellen Besucherschwund liege laut Experten im Handelskrieg zwischen China und den USA und der schwächelnden chinesischen Wirtschaft.
Führt ein Rauchverbot zu weniger Tourismus?
Wirtschaftswissenschaftler haben in den letzten Monaten aber nicht nur innen- und außenpolitische Querelen für die schlechte Wirtschaftsperformance der Casinos und Hotels verantwortlich gemacht, sondern auch die Hausregeln von Macaus Glücksspiel-Etablissements.
Ein von der Regierung beschlossenes Rauchverbot für VIP-Räume, das erst seit diesem Jahr in Kraft getreten ist, hätte laut Experten zu einem Schrumpfen der Glücksspielumsätze geführt.
Macaus Behörden scheint dies bislang allerdings nicht zu einem politischen Umdenken motiviert zu haben. Wie am Freitag bekannt wurde, führten das lokale Gesundheitsamt und die örtlichen Glücksspielbehörden seit Januar 2019 insgesamt 1.126 Anti-Rauch-Patrouillen durch. Dabei stellten die Inspektoren 1.287 vermeintliche Verstöße fest.
Wollen Macaus rauchende Besucher straflos dem Laster frönen, müssen sie eine der 631 lizenzierten Raucherkabinen (Stand 30. November 2019) nutzen. Sie sind bisher auf 33 Spielstätten auf dem gesamten Stadtgebiet Macaus verteilt, ersetzen aber vermutlich nicht allen Zockern das gemütliche Rauchen an Spieltischen und Spielautomaten.
Ob die Raucherkabinen letztlich allein ausreichen werden, um die Tourismus-Industrie stabilisieren zu können, ist fraglich. Viele Reisende werden sich eher von den gewalttätigen Protesten in Hong Kong abschrecken lassen als von den rauchfreien Spielsälen der Casinos.
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