Schweizer Behörden sperren über 100 Online-Glücksspiel-Angebote
Posted on: 04/09/2019, 11:54h.
Last updated on: 04/09/2019, 01:08h.
In der Schweiz machen die Behörden Ernst mit der Sperrung von internationalen Online Casinos. Am 3. September wurden zwei Listen mit über 100 Betreibern veröffentlicht, die im Land ab sofort nicht mehr erreichbar sein sollen.
Das Vorgehen wurde von den beiden zuständigen Behörden, der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK) sowie der Schweizer Lotterie und Wettkommission (Comlot) koordiniert. Während die ESBK 39 Betreiber auf die Sperrliste gesetzt hat, finden sich auf der Liste von Comlot 65 weitere Domains.
Bei Veröffentlichung der Liste am 3. September bezog sich Comlot auf die rechtliche Grundlage:
“Der Zugang zu den nachfolgend alphanumerisch aufgeführten Geldspielangeboten wurde gestützt auf Artikel 86 ff. des Bundesgesetzes über Geldspiele sowie Artikel 88 ff. der Verordnung über Geldspiele gesperrt.”
Wer eine der Seiten aufruft, landet stattdessen auf eine von den Internetprovidern angesteuerten Warnseite, die dem Besucher erklärt, dass die “aufgerufene Internetseite Geldspielangebote, die in der Schweiz nicht bewilligt sind” enthält.
Viele große Anbieter betroffen
Auf den Listen findet sich das Who is Who der internationalen Glücksspielbranche. So wurden die Zugänge von Anbietern wie bet-at-home.com, bet365.com, unibet.com oder dem deutschen Angebot von sunmaker.com gesperrt.
Für Unternehmen, die sich nicht auf einer der Listen befinden, gibt es jedoch keinen Anlass zur Erleichterung. Die Listen werden nach Auskunft der Comlot kontinuierlich aktualisiert und erweitert, sodass weitere Sperren zu erwarten sind.
Auf ihrer Webseite ermuntert die Comlot zudem die Bevölkerung, sie mit Hinweisen auf illegale Angebote zu versorgen:
“Wenn Sie Fragen zur Zulässigkeit eines Geldspielangebots haben oder Kenntnisse über mutmaßlich illegal durchgeführte Lotterien, Sportwetten, Geschicklichkeits- oder Verkaufsförderungsspiele haben und uns darüber informieren möchten, können Sie sich jederzeit über das Kontaktformular an uns wenden. Plausiblen Hinweisen gehen wir nach, selbst wenn diese anonym bei uns eingehen.”
Derzeit bleibt den internationalen Anbietern nur ein Weg, um der Blockade zu entgehen: Sie müssen das Angebot von sich aus vom Schweizer Markt zurückziehen.
Schweizer Spielern, die Konten bei den Online Casinos und Buchmachern unterhalten, müssen sich nun selbst an die betreffenden Firmen wenden und versuchen, ihr Geld zurückzuerhalten.
Zwei Schweizer Internet Casinos sind bereits online
Die Maßnahmen erfolgten, nachdem die Schweiz zu Beginn des Jahres ein neues Glücksspielgesetz eingeführt hat. Demnach ist es nur noch inländischen Casinobetreibern erlaubt, Online Casinos zu betreiben. Seitdem wurden von den Behörden vier Lizenzen erteilt.
Mit dem Grand Casino Luzern ging am 22. August das zweite Angebot online, nachdem die Stadtcasino Baden AG am 6. Juli ihr Web-Spielangebot in der Schweiz lanciert hatte.
Dem Anfang des Jahres umgesetzten neuen Geldspielgesetz (BGS) wurde der Weg per Volksabstimmung geebnet, als sich im Juni 2018 73 % der Eidgenossen für eine Sperrung des heimischen Marktes für ausländische Anbieter aussprachen.
Pro und kontra Geldspielgesetz
Zu den Hauptgründen der Befürworter des Votums zählten unter anderem die Gewährleistung fairer Bedingungen, ein besserer Spieler- und Jugendschutz sowie die Einnahme von Steuergeldern aus Gewinnen der Schweizer Betreiber. Demgegenüber hatten die Gegner des Vorhabens vor allem die Gefahr eines Missbrauchs der Netzsperren durch die Schweizer Behörden als wichtigsten Grund für ihre ablehnende Haltung angeführt. Sie befürchteten, dass das Gesetz zu staatlicher Willkür führen und später auf andere Bereiche angewandt werden könne. Die Wähler überzeugten sie damit allerdings nicht.
Kritiker der Sperren geben zu Bedenken, dass die vier lizensierten Betreiber im Vergleich zu der ursprünglichen Situation, als es Dutzende Online Casinos gab, nur ein begrenztes Angebot offerieren könnten. Tatsächlich beschränken sich die aktuellen Anbieter größtenteils auf Online Spielautomaten. Zusätzliche Möglichkeiten wie Live-Casinospiele fehlen derzeit noch, sollen aber im Laufe des Jahres für Spieler freigeschaltet werden.
Dass sich die Schweizer Behörden von Fragen der Angebotsvielfalt nicht beeindrucken lassen, zeigen die nun eingeleiteten Maßnahmen. Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis von ESBK und Comlot weitere Sperren eingeleitet werden.
Last Comment ( 1 )
Hallo, mein Mann ist süchtig nach Glücksspielen im Internet,wie kann ich das verhindern bzw. kann ich das sperren lassen auf der Bank, kann ich das Geld zurück holen? Ich habe mit der Bank gesprochen sie können die Kreditkarte für solche Zwecke nicht sperren , ist das so??? MFG B.Losekamm-Bauer