Historisch vorbelastet: Sicherheitsvorgaben in Indianer-Casinos besonders streng
Posted on: 31/05/2020, 05:30h.
Last updated on: 29/05/2020, 03:32h.
Zu den ersten Casinos, die in den Vereinigten Staaten derzeit wiedereröffnen, gehören vor allem Glücksspielstätten, die von Indianerstämmen betrieben werden. Dort werden allerdings Hygienevorschriften besonders ernst genommen, und das nicht ohne Grund, denn wie das britische Nachrichtenmagazin The Guardian [Seite auf Englisch] schreibt, sei das Virus Teil des Alltags vieler Indianerstämme.
Als US-Präsident Donald Trump die Warnungen vor dem neuartigen Virus, das sich im weit entfernten China ausbreitete, noch in den Wind schlug, nahmen die amerikanischen Ureinwohner das Thema ernst, und sie sollten damit recht behalten.
Die Infektionsrate unter den Navajo-Nationen hat inzwischen den Bundesstaat New York, das Zentrum der Pandemie in den USA, übertroffen und lag am Montag bei 2.680 Fällen pro 100.000 Menschen, verglichen mit 1.890 in New York.
Die Daten einiger kleinerer Stämme sind noch schlimmer. Bis Mitte Mai betrug die bekannte Infektionsrate in Zia Pueblo, New Mexiko, 3.319 pro 100.000 – zehnmal so hoch wie im restlichen New Mexico und fast doppelt so hoch wie in New Jersey.
Für Indianer sind Pandemien Teil der Realität
Als das Coronavirus sich verbreitete, befürchteten die Ureinwohner Amerikas das Schlimmste, denn bereits in der Vergangenheit mussten die Indianerstämme Erfahrungen mit Pandemien machen, die die Anzahl der Ureinwohner um rund 70 % dezimierte.
So sollen laut Mutmaßungen einiger Historiker Kolonisatoren aus Europa mitunter absichtlich eine Reihe von Infektionskrankheiten wie Masern, Cholera, Pocken und Typhus eingeführt haben.
Sozialdemografin an der Universität von Arizona und Bürger des nördlichen Cheyenne-Stammes in Montana, Desi Rodriguez-Lonebear, sagte:
Mehr als jede andere Bevölkerung im Land liegt uns die gemeinsame Erfahrung, eine Pandemie zu überleben, im Blut. Sie ist nicht historisch, sie ist aktuell für Indianer, sie ist unsere Realität. Wir haben es ernst genommen, weil wir es mussten.
Hohe Sicherheitsstandards in den Indianer-Casinos
Derzeit bereiten sich die Glücksspielhäuser in Michigan auf die Wiedereröffnung vor. Das Besondere an den Indianer-Casinos ist, dass sie von ihrer eigenen Glücksspielkommission reguliert würden, antwortete Mary Kay Bean, eine Sprecherin des Michigan Gaming Control Board, auf die Frage, warum die Casinos der Indianer öffnen dürften, staatlich regulierte jedoch nicht.
Als das Coronavirus sich verbreitete, gehörten die Indianer-Casinos allerdings auch zu den ersten, die aus Sicherheitsgründen ihren Betrieb einstellten, während die staatlich regulierten Spielstätten dazu angewiesen werden mussten.
Auch nach der Wiedereröffnung müssen strenge Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden. Dazu gehören die Begrenzung der Anzahl der Gäste, Temperaturmessungen, die Verpflichtung des Personals, Masken und Handschuhe zu tragen, die Begrenzung der verfügbaren Spielautomaten, die Verbesserung der Reinigungsverfahren und die Reduzierung des Service für Speisen und Getränke.
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