Spanien will Spielsucht als mentale Erkrankung einstufen
Posted on: 18/12/2019, 11:25h.
Last updated on: 18/12/2019, 11:39h.
Im Zuge des wachsenden Glücksspiels nimmt in Spanien auch die Anzahl der Spielsüchtigen zu. Um den Betroffenen künftig besser helfen zu können und auf die mit dem Spiel verbundenen Gefahren aufmerksam zu machen, will die spanische Glücksspielaufsicht Spielsucht künftig als mentale Krankheit einstufen.
Wie die spanische Glücksspielbehörde Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ) [Seite auf Spanisch] mitteilte, hat sie ihre Richtlinien für ein verantwortungsbewusstes Spiel dementsprechend angepasst. Die Regeln sind Bestandteil eines offiziellen Programms des Responsible Gaming Advisory Councils (CAJR), das in den kommenden Monaten in Spanien veröffentlicht werden soll.
Weitere Studien geplant
Dazu möchten die Initiatoren von DGOJ und CAJR eine Reihe von Faktoren festlegen, anhand derer spielsüchtige Menschen eindeutiger identifiziert werden sollen. Zu diesem Zweck will die Glücksspielbehörde eine Studie in Gang setzen, um bessere Erkenntnisse über die betroffenen Spieler zu erhalten.
Teil der Studie sei eine Aufstellung der Spieler, die sich in einem Selbstausschluss-Register angemeldet hätten, um bei einem oder mehreren Anbietern nicht mehr zum Spiel zugelassen zu werden. Aus der Analyse ihrer Geschichten erhoffe sich die DGOJ zusätzliche Erkenntnisse über die persönlichen Beweggründe, die zu einer Spielsucht führten, so die Behörde in einem Statement.
Je mehr über die auslösenden Faktoren bekannt sei, desto bessere Maßnahmen könne die DGOJ zum Schutz der Spieler einleiten, teilen die Verfasser weiterhin mit. Zudem könnten auf diese Weise wirkungsvollere Methoden angewandt werden, um den Betroffenen zu helfen.
In dem Statement heißt es:
“Obwohl die Resultate bereits sehr zufriedenstellend sind, ist es notwendig, weitere Aspekte zu berücksichtigen, bei denen Verbesserungen erreicht werden müssen.”
Die spanische Glücksspielaufsicht ist nicht die erste europäische Behörde, die Spielsucht als eine Krankheit einstuft: Vor einigen Monaten hat der britische Gesundheitsservice Spielsucht ebenfalls als mentale Krankheitsform klassifiziert.
Wachsende Umsätze im spanischen Glücksspiel
In puncto Online Glücksspiel zählt Spanien mittlerweile zu den größten Märkten Europas. So verzeichneten die legalen Anbieter im vergangenen Jahr Bruttoerträge von insgesamt 699 Millionen Euro. Analysen der DGOJ zufolge war der Sportwetten-Bereich für 52 % der Umsätze verantwortlich, während Online Casinos 34 % zu den Einnahmen beisteuerten.
Seit Einführung des Glücksspielgesetztes 13/2011 dürfen in Spanien nur lizensierte Unternehmen Glücksspiel anbieten. Diese Genehmigungen werden von der Glücksspielbehörde DGOJ vergeben. Bis auf Lotterien, die nur von der Sociedad Estatal de Loterías y Apuestas del Estado betrieben werden, können sich Anbieter von Online und Offline Casinos oder Sportwetten für diese Lizenzen bewerben.
Auch in diesem Jahr stehen für das Online Glücksspiel die Zeichen weiter auf Wachstum. Demnach verzeichneten die regulierten Anbieter nach Informationen der DGOJ im 3. Quartal ein Wachstum der Brutto-Einnahmen um 5,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Insgesamt lagen die Bruttoerträge in den Monaten Juli, August und September bei 191,7 Millionen Euro und damit sogar 7,5 % über den Einnahmen des 2. Quartals 2019. Zu den Gewinnern gehört auch der Sportwetten-Bereich, der bei Einnahmen von knapp 101 Millionen Euro um 3,2 % zulegen konnte.
Gleichzeitig nehmen allerdings auch die mit dem Glücksspiel verbundenen Probleme zu. So haben Studien von spanischen Medizinern ergeben, dass Spanien den höchsten Anteil an jugendlichen Problemspielern in ganz Europa besitzt.
Aus diesem Grund dürfte die Klassifizierung der Spielsucht als offizielle Krankheitsform hilfreich sein, um diese und andere betroffene Spieler künftig besser unterstützen zu können.
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