Spielsucht: Bezirksleiter stiehlt 42.000 Pfund Sterling von Wettanbieter Betfred
Posted on: 06/06/2019, 06:21h.
Last updated on: 07/06/2019, 07:12h.
Ein Bezirksleiter des britischen Buchmachers Betfred hat seinen Arbeitgeber um über 42.000 Pfund Sterling betrogen. Vor Gericht im englischen Ipswich erklärte der Mann nun seine Motivlage: Er hätte die Kontrolle über sein Spielverhalten verloren.
Ein heute 47-jähriger Mann aus dem ostenglischen Lowestoft soll seinem Arbeitgeber zwischen dem 1. Juni 2017 und dem 6. Oktober 2018 eine Summe in Höhe von umgerechnet knapp 48.000 Euro gestohlen haben. Wie er bei seiner Anhörung vor Gericht erklärte, sei das Geld in die Finanzierung seiner Spielsucht geflossen.
Der Mann war in leitender Position bei Betfred, einem der größten Buchmacher Großbritanniens angestellt.
Vorgesetzter von 200 Mitarbeitern
Michael G. arbeitete als Bezirksleiter des Wettanbieters Betfred in der ostenglischen Region Suffolk. In dieser Funktion war er für 50 Betfred Wettbüros und rund 200 Angestellte verantwortlich. Wie sein Anwalt vor Gericht erklärte, habe sein Mandat bereits seit langem mit einer schweren Spielsucht zu kämpfen.
Zunächst habe Michael G. 50.000 Pfund Sterling verloren, die er aus einer Scheidungsvereinbarung erhalten habe. Nachdem er auch noch weitere 24.000 Pfund Sterling, die er als Leihgaben von Familienangehörigen erhielt, verspielt hatte, habe er dann begonnen, Geld von seinem Arbeitgeber abzuzweigen.
Wetteinsätze unterschlagen
Der von seinen Vorgesetzten als absolut vertrauenswürdig eingestufte Bezirksleiter war unter anderem dafür zuständig gewesen, regelmäßig Betfred-Gelder von unterschiedlichen Rennveranstaltungen und aus dem Foxhall-Stadium in Ipswich auf das Konto des Wettanbieters einzuzahlen. Doch statt dieser Aufgabe wie zuvor gewissenhaft nachzukommen, begann Michael G., sich selbst hohe Summen auszuzahlen.
Der private Wettanbieter Betfred wurde im Jahr 1967 von den Brüdern Fred und Peter Done im englischen Salford gegründet. Das Startkapital für die erste Wettstube stammte aus einem Gewinn, den die Geschwister beim Wetten auf den englischen Sieg bei der Fußballweltmeisterschaft 1966 gemacht hatten. Heute ist der Buchmacher in Großbritannien mit über 1.650 Shops vertreten.
Die Schlinge um den Bezirksleiter zog sich zu, als seine Vorgesetzten das Fehlen von rund 37.000 Pfund Sterling bemerkten. Nachdem es Michael G. nicht möglich war, die bereits verspielten Beträge aufzubringen, versuchte er, sich mit einer Lüge Zeit zu verschaffen:
Er erklärte, das Bargeld läge in einem Safe im Ipswich-Stadion. Diesen könne er aber aufgrund einer schweren Asbestbelastung der Räumlichkeiten bis auf Weiteres nicht erreichen.
Spielsüchtiger Betfred-Mitarbeiter: Wie in einem schwarzen Loch
Michael G., der über keinerlei Vorstrafen verfügte, habe sich aufgrund des Glücksspiels wie in einem schwarzen Loch gefangen gefühlt. Dies erklärte sein Verteidiger bei der gerichtlichen Anhörung. Wie bei Spielsüchtigen üblich, sei er davon überzeugt gewesen, stets nur einen großen Gewinn von der Lösung seiner Probleme entfernt zu sein.
Als sich die Situation weiter zugespitzt habe, habe Michael G. erkennen müssen, dass es ihm unmöglich sei, das geliehene und entwendete Geld zurückzuzahlen.
An diesem Punkt habe er sich überlegt, seinem Leben ein Ende zu setzen. Nur der Gedanke daran, wie sich sein Suizid auf das Leben seiner beiden Töchter im Teenageralter auswirken würde, habe ihn von seinem Entschluss abgehalten.
Daraufhin habe er sich seiner Familie anvertraut und sei zur Polizei gegangen. Hier stellte er sich und gab den Diebstahl zu. Heute soll er sich nach Angaben seines Anwalts in Behandlung befinden, um seine Spielsucht in den Griff zu bekommen.
20 Monate auf Bewährung
Richter John Devaux vom Crown Court Ipswich verurteilte den geständigen Michael G. zu einer Haftstrafe von 20 Monaten auf Bewährung und 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Zusätzlich muss sich der ehemalige Betfred-Angestellte einem 20-tägigen Rehabilitationsprogramm unterziehen.
Nach der Anhörung zeigte sich der Vater des Verurteilten erleichtert: Er sei sehr froh, sagte er gegenüber britischen Medienvertretern (Seite auf Englisch), dass es ein Prozess gegen seinen Sohn gewesen sei, dem er habe beiwohnen müssen – und nicht dessen Beerdigung.
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