Kanadischer Priester verspielte 1 Million Kanadische Dollar Flüchtlingsgelder
Posted on: 23/10/2019, 02:38h.
Last updated on: 23/10/2019, 02:38h.
Ein katholischer Geistlicher muss für zwei Jahre ins Gefängnis. Dies entschied gestern der Court of Justice der kanadischen Provinz Ontario. Insgesamt soll Pater Amer Saka (54) rund eine Million Kanadischer Dollar (CAD) aus der Gemeindekasse unterschlagen haben, um damit seine Spielsucht zu finanzieren. Obwohl das Geld dringend zur Unterstützung von Flüchtlingsfamilien benötigt wurde, fiel das Urteil milde aus: Eigentlich, so der zuständige Richter, sei der Pater ein guter Mensch.
Pater betrog wehrlose Opfer
Wegen Betrugs muss Pater Amer Saka aus Ontario für zwei Jahre ins Gefängnis. Der katholische Geistliche mit irakischen Wurzeln hatte über einen Zeitraum von drei Jahren 936.497 CAD, umgerechnet rund 700.000 EUR aus der Kasse seiner Gemeinde unterschlagen und im Casino verspielt.
Richter Allan Maclure erklärte zu Prozessabschluss, der Angeklagte habe das hohe Ansehen, das ihm innerhalb der Gemeinschaft zuteil geworden sei, für seine Zwecke ausgenutzt. Die Opfer des Betrugs gehörten als Flüchtlingen aus kriegszerstörten Gebieten zu den Verletzlichsten der Gesellschaft.
Nichtsdestotrotz blieb das Gericht mit dem Strafmaß am untersten möglichen Ende der Skala. Bei allen Verfehlungen sei Amer Saka ein guter Mensch, der jedoch unter einer krankhaften Spielsucht leide.
Mutter starb in seinen Armen
Die Verteidigung hatte im Prozess dargelegt, dass der Priester aufgrund der erlebten Verfolgung in seinem Heimatland Irak unter einer bis dato nicht diagnostizierten Posttraumatischen Belastungsstörung leide. Diese habe maßgeblichen Auswirkungen auf sein Spielverhalten gehabt.
Unter anderem habe der Geistliche die Ermordung seines Bruders im Jahr 1984 nie richtig verarbeiten können. Hinzugekommen sei die traumatische Erfahrung, dass seine Mutter im Jahr 2005 erschossen worden und in seinen Armen gestorben sei.
In der Urteilsbegründung folgte der Richter den Ausführungen der Anwälte:
Während Pater Saka es verdient, für sein Verhalten verurteilt zu werden, verdient er meines Erachtens auch ein gewisses Maß an Vergebung und Hoffnung. Ich glaube, dass Pater Saka im Grunde genommen ein sehr guter Mann ist, der sein Leben anderen gewidmet hat und in einer Weise traumatisiert wurde, von der ich bezweifle, dass viele von uns sie jemals ermessen könnten.
Grundlose Ablehnung von Bürgschaften
Erstmals unter Betrugsverdacht geraten war Amer Saka im Jahr 2015, als die Diözese von Hamilton Unregelmäßigkeiten in den Abrechnungen der Kirche entdeckten: Diverse Bürgschaften zum Familiennachzug Geflüchteter aus dem Irak und Syrien waren scheinbar grundlos abgelehnt oder verschoben worden. Für deren Organisation war seit 2011 Pater Saka zuständig.
Wer als Ausländer dauerhaft in Kanada leben möchte, muss in den meisten Fällen einen einheimischen Bürgen vorweisen. Dieser garantiert die finanzielle Absicherung des Einwanderers.
Seit 2013 gilt diese Regelung auch umfassend für den Familiennachzug von Geflüchteten. Oft wird die Bürgschaft aufgrund rechtlicher Gegebenheiten von kirchlichen Institutionen und nicht von den im Land lebenden Familienmitgliedern selbst übernommen. Zur Finanzierung richten die Kirchen Fonds ein, in die die Gemeindemitglieder einzahlen.
Mit der Entgegennahme der Bürgschaftsgelder, die die Gemeindemitglieder ihm oft in bar überlassen hätten, habe seine Spielsucht ab 2013 Überhand gewonnen, so Saka vor Gericht. Immer wieder habe er die für den Nachzug von Familienmitgliedern aus Kriegsgebieten dringend benötigten Beträge im Casino verspielt.
Dabei sei er der Illusion eines jeden Spielsüchtigen erlegen, der nächste Einsatz bringe den ersehnten großen Gewinn, der die vorherigen Verluste ausgleichen werde.
Am Ende summierten sich die verlorenen Gelder auf knapp 1 Million CAD. Von den Auswirkungen im Sinne des Familiennachzugs betroffen waren 109 Personen aus 33 Familien.
Vergebung und Verantwortung
Während Richter Maclure keinen Zweifel daran ließ, dass strafrechtliche Konsequenzen für die Vergehen des Geistlichen unumgänglich seien, nahm er auch die Diözese und die Behörden in die Kritik:
Hätte die Kirche ihre Kontenbewegungen besser im Blick gehabt, hätte der Pfarrer nicht agieren können, wie er es getan habe. Zudem seien einige Behörden frühzeitig über Auffälligkeiten in den Finanzen des Geistlichen informiert gewesen. Dennoch hätten sie nicht eingegriffen.
Pater Saka erklärte, das Schlimmste sei, dass er ihm nahestehende Menschen aufs Tiefste verletzt habe. Er vermisse die Arbeit als Priester und hoffe diese zu einem späteren Zeitpunkt wiederaufnehmen zu dürfen.
Die Chancen hierfür scheinen nicht schlecht zu stehen: Diverse seiner Opfer erklärten im Rahmen des Prozesses, ihm vergeben zu haben. Auch sie sähen in ihm einen grundsätzlich guten Menschen.
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