Nutzung von Sportlerdaten: Millionenklage gegen britische Glücksspiel-Betreiber?
Posted on: 30/08/2022, 12:49h.
Last updated on: 30/08/2022, 06:28h.
Medienberichten zufolge fordern britische Sportler im Rahmen einer Initiative Kompensationen in Höhe von über 400 Mio. GBP (rund 467 Mio. EUR) von Glücksspiel-Betreibern und Datenverarbeitungsunternehmen.
Laut Informationen der Sportnachrichtenplattform The Athletic sollen sich Hunderte Sportler und Sportlerinnen im sogenannten Project Red Card zusammengeschlossen haben, um gegen die mutmaßlich unerlaubte Nutzung ihrer Daten vorzugehen. Die betroffenen Unternehmen hätten nun 28 Tage Zeit, um auf die Forderungen der Athleten einzugehen.
„Gamechanger“ im Sportdaten-Geschäft?
Wie der The Athletic-Journalist David Ornstein unter anderem via Twitter bekanntgab, könnte der jüngste Schritt des Project Red Card zu einem Umdenken im Umgang mit Sportlerdaten führen. Der Entschluss, rechtliche Schritte gegen die Nutzung von Performance- und Tracking-Erkenntnissen einzuleiten, trage das Potenzial zum „Gamechanger“ zu werden.
🚨📈 Exclusive @TheAthleticUK 📉🚨
⚽️ Hundreds of footballers sign up to potentially groundbreaking lawsuit over use of performance/tracking data
⚽️ Targeting gaming, betting & data-processing firms for hundreds of millions in lost income going back 6yrshttps://t.co/65bj59NiJ3— David Ornstein (@David_Ornstein) July 27, 2020
Insgesamt hätten sich über 1.400 aktive und ehemalige Sportlerinnen und Sportler dazu entschieden, gegen die Nutzung ihrer Daten vorzugehen. Die Akteure entstammten der Premier League, der Scottish Premiership, der Women’s Super League, der English Football League und der National League.
Die Sportler verglichen das Gebaren der Unternehmen mit Wild-West-Methoden. Sie zeigten sich frustriert darüber, dass Glücksspiel-Seiten, Videospielentwickler und Datenverarbeitungsunternehmen Gewinne mit ihren persönlichen Daten erzielten, sie selbst jedoch nicht hiervon profitierten.
Ebenfalls hochproblematisch sei die Erhebung und Weitergabe von sensiblen und somit eigentlich geschützten Daten wie Herz-Kreislauf- und Atemmustern. Hinzukomme, dass die veröffentlichten Werte oft fehlerhaft seien. Unter anderem seien Nutzern falsche Merkmale, einschließlich Größe und ethnischer Zugehörigkeit, von Sportlern zur Verfügung gestellt worden.
Daten-Dienstleister gegen Daten-Dienstleister
Hinter dem im Jahr 2020 ins Leben gerufene Project Red Card [Seite auf Englisch] steht die Global Sports Data and Technology Group. Das britische Unternehmen beschreibt sich als Sportdaten-Dienstleister, der die Bedürfnisse von Fans und Sportlern in den Vordergrund stellt.
Einer der Gründer ist der ehemalige englische Fußballtrainer Russell Slade. Er erklärt, dass es Ziel der Initiative sei, den Sportlern die Verfügungsgewalt über ihre Daten und ihre öffentliche Wahrnehmung zurückzugeben. Weiter führt er aus:
Es scheint nur angemessen, dass Unternehmen, die Millionen verdienen, einen Teil dieses Einkommens mit den Menschen teilen, die ihren Reichtum erschaffen.
Welche Unternehmen genau vom Project Red Card zur Zahlung von Entschädigungen in Höhe von insgesamt über 400 Mio. GBP aufgefordert worden sein sollen, lässt die aktuelle Berichterstattung offen. Ebenso wenig öffentlich bekannt sind bislang Namen teilnehmender Sportler. Sollten es die Millionen-Forderungen tatsächlich vor Gericht schaffen, dürfte sich dies jedoch voraussichtlich ändern.
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