Sportdirektor von Germania Halberstadt, Andreas Petersen, von Sportgericht verurteilt
Posted on: 09/03/2019, 05:30h.
Last updated on: 08/03/2019, 04:31h.
Andreas Petersen (58), Germania Halberstadts Sportdirektor und Vater von Nationalspieler Nils Petersen, soll für ein Jahr keine Funktionärstätigkeiten ausüben dürfen und eine Geldstrafe in Höhe von 6.000 Euro zahlen. Ein Sportgericht sah es als erwiesen an, dass Petersen sich in zwei Fällen des „unsportlichen Verhaltens“ schuldig gemacht hatte. Parallel ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Spielmanipulation.
„Füße hochlegen“ für 12.000 Euro?
In seiner Urteilsbegründung sah es das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) als erwiesen an, dass Petersen vor der Begegnung seiner Mannschaft mit dem SV Babelsberg 03 im November 2018 zwei gegnerischen Spielern Geld für schlechtes Spiel angeboten hatte. Dabei soll ein Betrag von 12.000 Euro im Raum gestanden haben.
Hinweise auf eine Verbindung zu Wettmanipulationen erkannte das Gericht nicht, allerdings habe der Funktionär dem Sport schweren Schaden zugefügt:
Für das Gericht steht fest, dass Herr Petersen versucht hat, durch Ansprache zweier Babelsberger Spieler unbefugt Einfluss auf den Verlauf des Spiels zu nehmen, um seinem Verein Vorteile zu verschaffen. Solche Handlungen stellen gravierende Angriffe auf die Integrität des sportlichen Wettbewerbs dar. Sie verstoßen gegen die Grundwerte des Sports und schaden in hohem Maße dem Ansehen der Fußballverbände und aller teilnehmenden Vereine. Falsches Spiel darf im Sport keinen Platz haben.
Andreas Petersen darf ab sofort für zwölf Monate keine Ämter des NOFV bekleiden und sich weder im Innenraum des Stadions der Germania noch anderweitig in der Nähe der Mannschaft aufhalten. Zudem soll er eine Strafe in Höhe von 6.000 Euro zahlen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Berufung wahrscheinlich
Petersens Anwalt erklärte im Anschluss an die mündliche Urteilsverkündung, vor dem Verbandsgericht des NOFV in Berufung gehen zu wollen. Seiner Auffassung nach waren in der Verhandlung Zeugenaussagen nicht angemessen gewürdigt worden.
Das Grundgesetz regelt unter anderem die Vereinsautonomie. Auf dieser Grundlage baut die Verbands- und Sportgerichtsbarkeit auf, die für die Umsetzung der eigenen inneren Verfassung zuständig ist.
Sport- und Verbandsgerichte fällen Streitentscheidungen, wenn Vereins- oder Verbandsmitglieder gegen Regeln verstoßen, zu deren Einhaltung sie sich mit ihrer Mitgliedschaft verpflichtet haben.
Sportgerichten stehen in keinem Zusammenhang mit staatlichen Institutionen oder Ermittlungen, schließen diese aber auch nicht aus.
Auch NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs behielt sich das Anrufen der nächsten Instanz vor.
Bereits vor Beginn der Verhandlung hatte Petersen eingeräumt, die Babelsberger Sportler kontaktiert zu haben. Beide hatten zuvor für Germania Halberstadt auf dem Platz gestanden, Petersen war zu diesem Zeitpunkt Trainer des Regionalligisten gewesen.
Alles nur ein Jux
Den Vorwurf, er habe versucht, die Fußballer dazu zu bringen, das anstehende erste Spiel der Rückrunde zu sabotieren, hatte der 58-Jährige mit harschen Worten zurückgewiesen:
Dies sei „an den Haaren herbeigezogen und ein Riesenblödsinn“. Bei der ganzen Sache habe es sich um einen „Jux“ gehandelt. Es sei völlig normal, dass man vor einer Partie versuche, gegnerische Spieler „etwas zu locken und zu verunsichern“, ließ der Funktionär wissen.
Nicht ganz so locker sieht es die Staatsanwaltschaft Magdeburg. Die Behörde hat Ermittlungen wegen des Verdachts der Spielmanipulation aufgenommen. Geprüft wird auch, ob die Vorwürfe gegen Petersen in Zusammenhang mit einem weiteren Vorfall stehen, in dem einem Verein der nordostdeutschen Regionalliga ein dubioses Angebot unterbreitet wurde.
Ein ominöser Sponsor
So meldete auch der Chemnitzer FC einen Vorfall, der Anlass zur Sorge gibt: Ein chinesischer Sportartikelhersteller mit Dependance im Harz hatte sich im vergangenen Jahr als möglicher Sponsor des Tabellenführers ins Gespräch gebracht.
Bei einem Termin zur Anmietung einer VIP-Loge im Stadion der Sachsen sollen die potenziellen Geldgeber dann die Idee einer „Refinanzierung“ geäußert haben:
So sollten die Chemnitzer im Vorfeld anstehender Spiele „sichere Siege“ telefonisch ankündigen und im Gegenzug pro richtig vorhergesagtem Endstand einen Betrag von 60.000 Euro erhalten.
Da das Ergebnis eines Fußballspiels nicht im Vorhinein bekannt ist, liegt der Verdacht nahe, dass es sich hierbei um den Versuch gehandelt haben könnte, die Chemnitzer zur Spielmanipulation zu bewegen.
Der Klub brach die Gespräche umgehend ab und informierte den Verband über das Ansinnen der Chinesen.
Verbindungen nach Halberstadt
Dass ebendieser chinesische Sponsor seit November 2018 offizieller Partner von Petersens Germania Halberstadt ist, verleiht der Geschichte um den Funktionär einen extra fahlen Beigeschmack und dürfte dazu beitragen, dass das Kapitel seitens der Ermittlungsbehörden nicht so schnell geschlossen wird.
Zwar wird das vom Sportgericht festgestellte unsportliche Verhalten in Deutschland juristisch nicht verfolgt, für Spielmanipulation drohen allerdings Strafen von bis zu fünf Jahren Gefängnis.
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