Staking-Firma verklagt WSOP Main Event-Finalist Nick Marchington
Posted on: 05/08/2019, 12:51h.
Last updated on: 05/08/2019, 01:01h.
Die Poker-Staking-Firma C-Biscuit Poker Staking hat Klage gegen Nick Marchington (21), den Siebplatzierten des diesjährigen WSOP Main Events, eingereicht. Wie das australische Nachrichtenportal News.com.au (Link auf Englisch) berichtet, verlange das Unternehmen 10 % des Preisgeldes des Briten.
David Yee und Colin Hartley, die Betreiber der Staking-Firma, werfen Marchington vor, sich nicht an einen verabredeten Staking-Deal gehalten zu haben. In der Klage, die am 15. Juli 2019 beim Clark County Bezirksgericht durch die Anwälte Richard Schonfeld und Robert DeMarco eingereicht wurde, fordern die Pokerunternehmer 152.500 US-Dollar (ca. 136.000 Euro) sowie Ersatz für Anwalts- und Gerichtskosten.
Marchington gewann bei seiner ersten WSOP Main Event-Teilnahme 1,52 Millionen US-Dollar (ca. 1,36 Millionen Euro), soll allerdings im Vorfeld des Turniers Anteile seines Buy-ins an Investoren verkauft haben.
Was ist Poker-Staking?
Staking ist eine in der Poker-Community weit verbreitete Investitionsvariante. Sie ermöglicht einem Anleger („Backer“) die finanzielle Beteiligung an den Cash Game- oder Turnier-Buy-ins eines Pokerspielers („Stakee“). Je nach Vereinbarung und Höhe des Investments erhält der Investor nach der erfolgreichen Performance des unterstützten Spielers Anteile an dessen Gewinn.
Staking erfreut sich in den letzten Jahren vor allem aufgrund höherer Varianz und steigender Buy-ins wachsender Popularität. Professionelle Pokerspieler verdienen beim Staking durch ein „Mark-up“ (dt. Preisaufschlag) selbst dann bei Turnieren und Cash Games Geld, wenn sie ohne Gewinn aus einem Spiel ausscheiden.
Besonders das Internet vereinfacht heutzutage die Beteiligung an einem Spieler. So werden über Staking-Sites wie C Biscuit Staking, PokerMarket oder PokerShares dauerhaft Investitionsmöglichkeiten offeriert.
Deal or No Deal?
Im Kern dreht sich die Klage um die Frage, ob Marchington einen legalen Staking-Deal mit C- Biscuit Poker Staking einging. Laut Gerichtsunterlagen vereinbarte der Brite mit der Firma am 29. Mai 2019 eine 10 %-Beteiligung am Buy-in für das WSOP Main Event (10.000 US-Dollar) mit einem Mark-Up von 1.2.
Die Gesamtinvestition, die sich inklusive Preisaufschlags auf 1.200 US-Dollar (ca. 1.100 Euro) belaufen habe, sei am 4. Juni 2019 an Marchington überwiesen worden.
Trotz übereinstimmender Willenserklärungen und der Geldtransaktion informierte Marchington seine Backer am 29. Juni 2019 darüber, weder das Main-Event noch das 5K No-Limit Hold´em Six Handed-Event (ein weiteres Turnier, für das der Brite von C-Biscuit eine finanzielle Beteiligung erhielt) spielen zu wollen und die Investition zurückzuzahlen.
Nachdem sich beide Parteien über die Modalitäten der Rückzahlung verständigt hatten, änderte Marchington seine Meinung allerdings erneut. Textnachrichten, die Yee und Hartley als Beweismittel in das Verfahren einbrachten, belegen, dass Marchington am 5K No-Limit Hold´em Six Handed-Event teilnahm, jedoch nicht länger eine feste Zusage für die Teilnahme am Main Event abgab.
Vielmehr legen die Gerichtsunterlagen nahe, dass der Pokerprofi seine Main-Event-Beteiligungen nicht länger für ein Mark-Up von 1.2 verkaufen, sondern neue Angebote für ein Mark-Up von 1.7 annehmen wollte.
Am 3. Juli 2019, dem 1. Starttag des WSOP-Main Events, kündigte Marchington schließlich die Übereinkunft mit C-Biscuit in einer Textnachricht auf:
„Ich spiele das Main Event, aber dein Investment ist leider storniert. Ich weiß, dass dies ein schlechtes Verhalten ist, aber ich muss das Beste für mich tun, da ich auf der Reise verloren habe. Ich melde mich bei euch wegen der Rückzahlung.“
Handelte Marchington unethisch?
Obgleich Pokerprofis und Anwälte derzeit darüber streiten, ob „Stakees“ vor dem Beginn eines Pokerturniers frei entscheiden dürfen, ob sie von einer Staking-Vereinbarung zurücktreten, bleibt die Frage zu klären, ob Marchingtons Verhalten nicht gegen die Poker-Etikette verstößt und somit der Szene schadet.
Vereinbarungen unter Investoren und Spielern basieren in der Welt des Glücksspiels nicht selten auf gegenseitigem Vertrauen. Sollte es zur Routine werden, dass Spieler und Investoren ihr Wort brechen, könnte die gesamte Poker-Ökonomie darunter leiden und das Ansehen des Spiels würde Schaden nehmen.
Um den Vertrauensschaden zwischen privaten Vertragsparteien ging es in der letzten Woche auch der im Fall verantwortlichen Richterin Elizabeth Gonzalez. Sie entschied, dass der WSOP-Veranstalter Caesars Entertainment den Streitwert des Verfahrens vorläufig nicht an den Pokerprofi auszahlen dürfe.
Wie der Rechtsstreit zwischen C-Biscuit und Nick Marchington ausgeht, werden die nächsten Monate zeigen.
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