Großbritannien: Politiker fordern Ende von TV-Sponsoring durch Glücksspiel-Anbieter
Posted on: 12/03/2021, 10:46h.
Last updated on: 12/03/2021, 12:22h.
In Großbritannien verstärkt sich der Widerstand gegen Glücksspiel-Sponsoring. Nun forderte die parteiübergreifende Gambling Related Harm All Party Parliamentary Group (APPG) TV-Sender auf, ihre Programme nicht mehr von Anbietern für Online-Sportwetten und Online-Casinos unterstützen zu lassen.
Bei dem Vorstoß geht es nicht um Sportsendungen und die Begrenzung der weitverbreiteten Glücksspiel-Werbung in diesem Bereich. Stattdessen kritisieren die Parlamentarier das Sponsoring von tagsüber ausgestrahlten Unterhaltungssendungen.
Sorge um Frauen und Jugendliche
Die APPG moniert, dass Glücksspiel-Betreiber diese Programme sponserten und dabei ihre Angebote “verherrlichten”. Ziel der Werbung seien Frauen und junge Menschen, die zum Spielen und Wetten ermuntert werden sollten.
Im Namen der APPG schrieb die Labour-Abgeordnete Carolyn Harris einen Brief an die Programmdirektoren britischer TV-Sender wie ITV und Channel 5. Darin brachte sie ihre “große Besorgnis” über das Glücksspiel-Sponsoring zum Ausdruck.
Carolyn Harris erklärt:
Wir sind sehr besorgt darüber, dass Fernsehunternehmen das Glücksspiel fördern. Wir haben selbst aus erster Hand gesehen, welchen Schaden und welche Zerstörung das Glücksspiel im Leben junger Menschen, von Familien und Gemeinden verursachen kann.
Als Beleg für die von der Branche verursachten Schäden nennt Harris die knapp 500.000 Problemspieler und die vielen anderen Menschen in Großbritannien, die mit dem Glücksspiel negative Erfahrungen gemacht hätten. Allein in England und Schottland gebe es zudem mehr als 55.000 Kinder im Alter von 11 bis 16 Jahren, die unter einer Glücksspiel-bedingten Störung litten.
Deshalb müsse das Sponsoring beliebter Sendungen durch Glücksspiel-Anbieter beendet werden. Als Beispiel nennt Harris den auf Channel 5 ausgestrahlten TV-Dauerbrenner “Nachbarn”, der von der Entain-Marke Gala Bingo gesponsert wird.
Neben der APPG hat auch Charles Ritchie, Mitgründer der Spielerschutzorganisation Gambling with Lives [Seite auf Englisch], in dieser Woche von der Glücksspiel-Branche ein “verantwortungsvolleres Verhalten” gefordert. Ihm ginge es dabei um einen Stopp von Bonus-Angeboten und vergleichbaren Aktionen, mit denen Betroffene zu einem ungesunden Spielverhalten animiert würden.
Ein Werbe-Stopp sei in Zeiten der Corona-Pandemie umso wichtiger, so die APPG. Schließlich säßen aufgrund der “Bleibt zu Hause”-Vorgabe der Regierung derzeit tagsüber viele gefährdete Kinder vor dem Fernseher.
Ob und wie die angeschriebenen TV-Sender auf die Aufforderung der Abgeordneten reagieren, wurde bisher nicht bekannt.
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