Studie der Bundeszentrale warnt vor Suchtpotenzial von Sportwetten
Posted on: 12/06/2018, 11:27h.
Last updated on: 12/06/2018, 11:43h.
Glücksspiel und Sportwetten sind in Deutschland weit verbreitet. Dies bestätigt eine aktuell veröffentlichte Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die herausfand, dass im letzten Jahr circa 1,4 Millionen Menschen Sportwetten platziert haben.
Die Befragung “Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2017” ergab, dass sich das Glücksspiel und insbesondere das Wetten auf Sportereignisse hierzulande großer Popularität erfreut. Das erklärt, warum innerhalb der letzten zwölf Monate weit über eine Million Menschen in Deutschland auf ein sportliches Ereignis gewettet haben.
Es spielen mehr Männer als Frauen
Für ihre Studie führte die BZgA eine repräsentative Befragung unter der Bevölkerung durch, bei der 11.500 Einwohner Deutschlands zwischen 16 und 70 Jahren per Telefon interviewt wurden.
In der Studie ermittelte die BZgA insgesamt 24 verschiedenen Formen des Glücksspiels um Geld. In Deutschland haben demnach 75,3 % der 16- bis 70-jährigen Befragten Erfahrung mit irgendeiner Art von Glücksspiel. Männer haben mit 77,8 % einen leichten Vorsprung gegenüber Frauen, von denen 72,7 % zumindest einmal im Leben gespielt haben. In den letzten zwölf Monaten haben den Ergebnissen nach 37,3 % der Studienteilnehmer mindestens einmal gezockt. Hier ist der Vorsprung der Männer mit 41,4 % zu 33,0 % ebenfalls eindeutig. Nur bei Lotterien wie der Fernseh- oder Klassenlotterie und Pferdewetten ist der Vorsprung der Männer signifikant geringer.
Jugendliche spielen überdurchschnittlich häufig
Der Bundeszentrale zufolge haben etwa vier Millionen Menschen in Deutschland in ihrem Leben schon einmal an Sportwetten teilgenommen. Diese üben besonders auf junge Menschen und hier gerade auf Männer einen großen Reiz aus.
Die neue Studie ergab, dass 5,7 % der 16- bis 25-jährigen Männer in den vergangenen zwölf Monaten Sportwetten getätigt hatten. Darunter setze jeder Fünfte sogar mindestens einmal wöchentlich sein Geld auf ein Sportereignis.
Die BZgA schätzt, dass sich unter den 1,4 Millionen aktiven Spielern etwa 22 %, also rund 326.000 Menschen befinden, die ein problematisches Spielverhalten aufweisen. Mit 180.000 extremen Zockern seien darunter gut 55 % pathologische Glücksspieler, die einer Behandlung ihrer Spielsucht bedürften.
Besonders gefährdet vom Risiko eines problematischen Glücksspielverhaltens seien der BZgA nach Männer im Alter bis 25 Jahre mit niedrigem Bildungsstatus und einem Migrationshintergrund. Dabei seien insbesondere das „Kleine Spiel“ in der Spielbank und Internet-Casinospiele mit den höchsten Risiken verbunden.
Wie gefährlich Spielsucht sein kann, zeigt sich häufig in zerrütteten Familienverhältnissen, Schulden und kriminellen Aktionen, mit denen das benötigte Geld zur Finanzierung der Spiele beschafft werden soll.
Sportwetten mit hohem Suchtpotential
Gerade zur bevorstehenden Fußball-WM besteht laut BZgA bei einigen Spielern das Risiko, durch Sportwetten eine Suchtentwicklung anzustoßen. Hier seien es vor allem die Live-Wetten, die während eines Spiels abgegeben werden, die ein spielsüchtiges Verhalten fördern können.
Zudem bewegten sich Spieler in einer rechtlichen Grauzone, in der sie nicht vor Willkür und Betrug geschützt seien. Marlene Mortler, die Suchtbeauftragte der Bundesregierung, erklärt dazu:
“Spieler müssen wissen, dass Online-Sportwetten in Deutschland bisher grundsätzlich verboten sind. Das heißt: Keine Rechtssicherheit – keiner kann garantieren, dass man den Gewinn auch erhält, den man gewonnen hat. Darüber hinaus bergen Sportwetten ein hohes Suchtpotenzial. Sie können Menschen in den finanziellen Ruin treiben und Familien auseinanderbringen. Ich appelliere daher an dieser Stelle erneut an die Länder: Novellieren Sie den Glückspielstaatsvertrag und klären Sie die Bedingungen für Sportwetten im Netz. Der Jugend- und Spielerschutz muss an erster Stelle stehen, nicht der Eifer nach den höchsten Gewinnen!”
Leichter Rückgang der Spiel- und Wettleidenschaft bei Männern
Auffallend ist, dass die Spielaktivität bei den Männern gegenüber 2015 um 4,4 % zurückgegangen ist. Die Bundeszentrale führt dies unter anderem auf Maßnahmen zur Eindämmung des Glücksspiels, besonders von Spielhallen und -casinos sowie ihren Maßnahmen zur Suchtprävention zurück.
Auch bei jungen Männern sanken 2017 die Zahlen im Vergleich zu 2015: Bei den 18- bis 20-Jährigen halbierten sie sich beinahe von 12,8 % auf 6,8 %, was etwa dem Niveau der Jahre 2011 und 2013 entspricht.
Die Bundeszentrale führt vergleichbare Studien alle zwei Jahre durch, um Trends und Veränderungen in dem Bereich frühzeitig zu erkennen. Neben ihrer Monitoringfunktion liefern die Studien zudem kontinuierlich Informationen über den aktuellen Kenntnisstand in der Bevölkerung zu Aufklärungsmaßnahmen der BZgA im Bereich der Prävention von Glücksspielsucht.