Studie über Belohnungslernen: Regelmäßige Glücksspieler planen anders
Posted on: 21/03/2021, 05:30h.
Last updated on: 19/03/2021, 11:45h.
Forscher der Universität zu Köln haben in einer neuen Studie das Belohnungslernen bei regelmäßigen Glücksspielern untersucht. Das Ergebnis der Untersuchung: Menschen, die regelmäßig an Glücksspielen teilnehmen, treffen andere Entscheidungen in Bezug auf Gewinnmaximierung als Nicht-Glücksspieler.
Die Studie wurde von Professor Dr. Jan Peters und Dr. Antonius Wiehler aus der Abteilung für biologische Psychologie der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Hochschule durchgeführt. Sie wurde am 17. März unter dem englischen Titel „Attenuated directed exploration during reinforcement learning in gambling disorder“ [Abgeschwächte zielgerichtete Erkundung während des Belohungslernens bei Glücksspielsüchtigen] in der internationalen Fachzeitschift Journal of Neuroscience veröffentlicht.
Der vierarmige Bandit
Wie die Autoren erklärten, hätten an der Studie haben insgesamt 46 Männer teilgenommen. Die Hälfte von ihnen spiele regelmäßig Glücksspiele, die andere Hälfte sei eine Kontrollgruppe aus Nicht-Spielern gewesen. Die Studienergebnisse sollten vor allem Aufschluss über die psycho-biologischen Faktoren einer Spielsucht geben. Professor Dr. Jan Peters erklärte:
Die Glücksspielstörung ist unter anderem deshalb von großem wissenschaftlichem Interesse, da hier eine Abhängigkeitserkrankung vorliegt, die nicht mit einer bestimmten Substanz verbunden ist.
Den Studienteilnehmern sei eine Glücksspiel-ähnliche Aufgabe gestellt worden. Während deren Ausführung seien die Gehirnaktivitäten aller Teilnehmer elektronisch aufgezeichnet worden.
Bei der sogenannten „four-armed bandit task“ [in Anspielung auf den umgangssprachlichen „einarmigen Banditen“] hätten die Probanden sich in jedem Durchgang zwischen vier farbigen Vierecken entscheiden müssen, die jeweils mit einem Gewinn verknüpft gewesen seien.
Erfahrung oder Erkundungswille?
Die Gewinne hätten sich von Runde zu Runde langsam verändert. Ziel der Aufgabe sei gewesen, die Gewinne zu maximieren. Die Forscher hätten daher wissen wollen, welche Strategien die Teilnehmer dafür anwenden würden.
Würden die Probanden sich auf Basis vorher beobachteter Gewinnmuster für das am meisten „gewinnversprechende“ Rechteck entscheiden oder würden sie die „unsicherste“ Option wählen? Der letztere Fall werde als „zielgerichtete Exploration“ bezeichnet. Der Terminus bezeichnet die Bereitschaft eines Menschen, neue und unerprobte Wege oder Strategien zu testen, um an ein bestimmtes Ziel zu gelangen.
Tatsächlich habe sich zwischen den Glücksspielern und Nicht-Glücksspielern eine entgegengesetzte Tendenz abgezeichnet:
- Glücksspieler hätten sich bei der Entscheidungs- und Strategiefindung vermehrt auf „bewährte Handlungsoptionen“ und vergangene Erfolge verlassen.
- Sie passten sich weniger an eine sich verändernde Umgebung an.
- Nicht-Glückspieler seien gewillter gewesen, neue und potenziell bessere Strategien zu erproben, um ihre Gewinne zu maximieren. Das bedeute, die zielgerichtete Exploration sei ausgeprägter gewesen.
Auch die Überwachung der Gehirnströme habe Unterschiede zwischen den beiden Gruppen gezeigt. So seien bei den Glücksspielern Veränderungen in bestimmten Hirnregionen beobachtet worden.
Alles eine Frage des Dopamins?
Im Zentrum der Untersuchung habe der neuronale Botenstoff Dopamin gestanden, der auch als „Glückshormon“ bezeichnet wird. Frühere Forschungen hätten darauf hingedeutet, dass zwischen der Produktion von Dopamin und Spielsucht ein direkter Zusammenhang bestehen könnte.
Das Hormon sei unter anderem für die Planung und Kontrolle von Handlungen wichtig und könnte sich daher auf strategische Lernprozesse auswirken, erklären die Autoren. Dr. Wiehler resümiert:
Obwohl dies darauf hindeutet, dass Dopamin auch bei der Reduktion in der zielgerichteten Exploration bei Glücksspielern eine Rolle spielen könnte, muss dieser Zusammenhang in zukünftigen Studien noch direkt untersucht werden.
Auch müsse weiterhin untersucht werden, ob die beobachteten Veränderungen bei der Entscheidungsfindung bei Glücksspielern dazu führen könnte, dass diese regelmäßig spielten oder aber eine Folge des regelmäßigen Glücksspiels seien.
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