Über 380 Festnahmen bei Glücksspiel-Razzia in Vietnam
Posted on: 29/07/2019, 11:56h.
Last updated on: 29/07/2019, 12:36h.
Der vietnamesischen Polizei ist ein bedeutender Schlag gegen die Glücksspielmafia gelungen. Bei einer Razzia im Norden des Landes wurden über 380 Verdächtige festgenommen.
Wie die Polizei mitteilte, wurde am Wochenende in der 70 Kilometer östlich der Hauptstadt Hanoi gelegenen Hafenstadt Hai Phong ein von Chinesen betriebener Glücksspielring zerschlagen. Die Ermittler gaben an, dass sich unter den Festgenommenen ausschließlich chinesische Staatsbürger, größtenteils im Alter zwischen 18 und 20 Jahren, befanden.
430 Millionen US-Dollar Wettumsatz
Bei der Aktion drangen am Samstagabend rund 500 Polizisten in eine bewachte Luxuswohnanlage ein, die mehrheitlich von Chinesen bewohnt wird. Die Ermittler vermuten, dass die Kriminellen dort in mehr als 100 Räumen und in mehreren Schichten rund um die Uhr illegale Online-Wettgeschäfte im dreistelligen Millionenbereich abgewickelt haben.
Im staatlichen Fernsehen gaben Presseoffiziere der Polizei an, dass dank der erfolgreichen Aktion der bisher größte von Ausländern geführte illegale Glücksspielring zerschlagen worden sei.
In einem vom Sender VTV veröffentlichten Statement sagten sie:
“Dieser wird als der bisher größte Fall angesehen in Bezug auf sein Ausmaß und die Anzahl der Ausländer, die auf vietnamesischem Gebiet Gesetze brechen.”
Polizeioffizier Le Ngoc Chau wurde darüber hinaus mit der Aussage zitiert, dass es sich bei dem Fall um eine “große und äußerst komplizierte Wett-Operation” handele.
Die vietnamesischen Behörden verdächtigen die Organisatoren, mit ihren illegalen Wettgeschäften über 430 Millionen US-Dollar umgesetzt zu haben. Demnach boten die chinesischen Buchmacher hauptsächlich Online-Sportwetten für Chinesen, in deren Heimatland Sportwetten verboten sind. Darüber hinaus organisierte der Ring eine illegale Lotterie für seine Landsleute.
Die Polizei stellte bei der Razzia neben einer großen Menge Bargeld Kreditkarten, an die 2.000 Smartphones und 530 Computer sicher, die nun von Experten für die weitere Auswertung untersucht werden.
Auf dem Gelände war zudem eine nicht genannte Anzahl von Vietnamesen vorläufig festgesetzt worden. Sie wurden nach Polizeiangaben jedoch nach kurzer Zeit wieder freigelassen, da sie nicht in Verbindung zu der Glücksspielmafia stünden.
Eine Folge der rigiden Glücksspielgesetze?
In Vietnam herrschen strenge Glücksspielbestimmungen. Für viele Jahrzehnte waren mit Ausnahme der staatlichen Lotterie Glücksspiele aller Art vollkommen verboten, doch mit der in den Neunziger Jahren eingeleiteten wirtschaftlichen und politischen Öffnung des Landes ging auch eine Liberalisierung der bis dahin rigiden rechtlichen Bestimmungen für das Glücksspiel einher.
Seitdem wurden im Land mehrere Spielcasinos eröffnet. Diese standen jedoch bisher ausschließlich ausländischen Besuchern offen. Auf diese Weise sollten Einnahmen aus dem Glücksspiel internationaler Touristen generiert und gleichzeitig die Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen des Glücksspiels geschützt werden.
Dies hatte zur Folge, dass viele Vietnamesen auf illegale Spielhallen auswichen oder in benachbarte Staaten wie Kambodscha oder auf die Philippinen reisten, wo das Glücksspiel weitaus liberaler gehandhabt wird. Experten schätzen, dass dem Staat auf diese Weise jährlich fast eine Milliarde US-Dollar entgehen.
Inzwischen bemühen sich die verantwortlichen Regierungsstellen um eine Lockerung des strikten Verbots. Deshalb ist es nun auch Vietnamesen der Casinobesuch vereinzelt erlaubt.
Auch Sportwetten wurden legalisiert. Diese dürfen jedoch ausschließlich von lizensierten Wettbüros durchgeführt werden. Ein Onlineangebot von Sportwetten ist weiterhin streng verboten.
Für den Besuch eines Casinos durch Vietnamesen gelten strenge Bestimmungen: Demnach müssen die Gäste mindestens 21 Jahre alt sein und zudem nachweisen, dass sie über ein geregeltes Einkommen in Höhe von mindestens 428 US-Dollar im Monat verfügen. Darüber hinaus dürfen sie nicht vorbestraft sein und müssen für den Besuch 50 US-Dollar Eintritt bezahlen.
Die wachsende Anzahl von Casinos hat dazu geführt, dass sich inzwischen auch internationale Glücksspielkonzerne wie Las Vegas Sands oder Genting um Lizenzen bemühen.
Der jüngste Ermittlungserfolg der vietnamesischen Behörden zeigt, dass chinesische Kriminelle im Ausland ebenfalls versuchen, ihren Landsleuten illegale Glücksspiele anzubieten. So lange ihnen der Zugang zu Sportwetten oder Casinos nicht freigestellt ist, dürften die an Chinesen gerichteten illegalen Spielstätten auch in Ländern wie Vietnam weiterhin Zulauf finden.
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