Rettung der Wirtschaft? Venezuela hebt Verbot von Casinos auf
Posted on: 03/09/2021, 12:33h.
Last updated on: 03/09/2021, 12:33h.
Die Regierung von Venezuela hat beschlossen, dem knapp zehn Jahre langen Casino-Verbot ein Ende zu setzen. Wie die venezuelische Zeitung Voce am Mittwoch berichtet hat [Seite auf Spanisch], hätten insgesamt 30 Casinos im Land „plötzlich“ eine Betriebsgenehmigung erhalten.
Im Jahr 2011 hatte der damalige Präsident Hugo Chávez die Schließung sämtlicher Casinos und Bingo-Hallen im Land angeordnet. Berichten zufolge habe dieser Schritt damals knapp 100.000 Menschen im Land den Arbeitsplatz gekostet. Chávez hatte sich damals als klarer Glücksspiel-Gegner positioniert.
Die Casinos seien „Orte des Verderbens“, begünstigten Prostitution und Geldwäsche und dienten nur dazu, die „Bourgeoisie“ zu bereichern, so die harschen Worte des 2013 an Krebs verstorbenen Politikers.
Glücksspiele sind in den meisten Latein- und Südamerikanischen Staaten nur eingeschränkt legal. Während Argentinien je nach Provinz einen der liberalsten Glücksspiel-Märkte des Kontinents aufweist und zum Teil auch Online-Glücksspiele erlaubt, sind in Brasilien mit Ausnahme der Nationallotterie Glücksspiele grundsätzlich verboten. Im letzten Jahr berichteten brasilianische Medien jedoch immer wieder von den Bemühungen einzelner Politiker, sowohl Sportwetten als auch Casinos im Land zu legalisieren.
Als fortschrittlich aus Perspektive internationaler Glücksspiel-Betreiber gilt insbesondere Kolumbien, wo auch das Online-Glücksspiel seit 2016 legal ist. In Chile und Bolivien wird die Legalisierung des Online-Glücksspiels indes aktiv politisch diskutiert.
Sein Nachfolger, Präsident Nicolás Maduro, scheint diese Meinung nicht (mehr) zu teilen. Im Januar 2020 habe er erstmals davon gesprochen, das ehemalige Casino im Hotel Humboldt in Caracas wiederzubeleben.
Das Casino sollte für Wetten auf die 2018 von der venezuelischen Regierung eingeführte Krypto-Währung „Petro“ genutzt werden, so damals die offizielle Erklärung. Tatsächlich soll kurze Zeit darauf jedoch ein „gewöhnliches“ Poker-Turnier dort stattgefunden haben, in welchem nicht Petros, sondern US-Dollar gesetzt worden seien.
Glücksspiel als Wirtschaftstreiber?
Eine offizielle Begründung für die nun vollstände Wieder-Legalisierung der Casinos habe Maduro jedoch nicht abgegeben. Die internationale Presse mutmaßt indes, dass der Präsident vor allem finanzielle Beweggründe haben könnte. So spricht die britische Zeitung Independent davon, dass die Regierung dringend Geld brauche.
Die Wirtschaft des Landes befinde sich seit acht Jahren in Rezession und 90 % der Bevölkerung lebe in Armut. Im Laufe der letzten zwei Jahre seien jedoch Maduros Bemühungen sichtbar geworden, die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen.
Er habe diverse wirtschaftliche Restriktionen aufgehoben und damit punktuell für „Mini-Aufschwünge“ sorgen können. Dass die 30 Casinos jetzt ebenfalls dazu beitragen sollen, wieder mehr Geld in Umlauf zu bringen, liege also nahe.
Der nun veröffentlichten Liste der neueröffneten Casinos zufolge werden sich diese vor allem in Ballungs- und Tourismus-Gebieten befinden. Eines von ihnen, das Casino Ciudad Jardín in Maracay, habe am Dienstag bereits erstmals Gäste empfangen und eigenen Aussagen zufolge ein „volles Haus“ gehabt. Ob in naher Zukunft alle 30 Casinos wieder erfolgreich im Geschäft sein und damit der Wirtschaft auf die Sprünge helfen werden, bleibt abzuwarten.
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