Verfahren gegen den BVB wegen Glücksspielwerbung eingeleitet
Posted on: 01/04/2019, 01:10h.
Last updated on: 01/04/2019, 01:10h.
Am späten Freitag berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass die Bezirksregierung Düsseldorf gegen den Erstligisten Borussia Dortmund ein ordnungsbehördliches Verfahren wegen illegaler Glücksspielwerbung eingeleitet habe. Dem Verein würden jetzt ein Bußgeld sowie ein Verbot der bestehenden Partnerschaft mit Wettanbieter bwin drohen.
Die Grenzen der Werbefreiheit
Der BVB kämpft in der aktuellen Rückrunde der Bundesliga Kopf an Kopf mit Erzrivalen Bayern München um die Tabellenführung. Mit nur noch knapp sieben Wochen bis zum letzten Spieltag ist jetzt höchste Konzentration gefragt.
Wenig gelegen kommen daher die aktuellen Nachrichten über die Einleitung eines ordnungsbehördlichen Verfahrens gegen den BVB: Der Club soll illegale Glücksspielwerbung gemacht haben und muss sich dafür nun zur Verantwortung ziehen lassen.
Informationen der Süddeutschen Zeitung zufolge habe die Bezirksregierung Düsseldorf den Internetauftritt der Borussen kontrolliert und entsprechende Werbeinhalte gefunden.
Dabei geht es um die bestehende Sponsorenpartnerschaft mit Wettanbieter bwin. Dieser nämlich bietet auf seiner Website neben den in Deutschland aktuell geduldeten Sportwetten auch Online Casino Spiele an.
Wett- und Casinoanbieter bwin bezieht seine Lizenzen durch die Malta Gaming Authority, den Gibraltar Gambling Commissioner und die UK Gambling Commission. Diese drei EU-Lizenzen für Online Casinos gelten strenggenommen jedoch nur für Malta, Gibraltar und Großbritannien. Der Bereich der Sportwetten hingegen wird durch die European Gaming & Betting Association (EGBA) und die European Sports Security Association (ESSA) überwacht.
Da sich das Online Casino von bwin auf derselben Seite befindet wie die Sportwetten, nutzen Wetter aus Deutschland gern beides. Und während sich die Spieler selbst in einer rechtlichen Grauzone befinden, ist eines nach deutschem Recht unmissverständlich: Werbung für Online Casinos ist gegenwärtig in der Bundesrepublik ausnahmslos illegal.
Im Falle des BVBs wird insofern für Glücksspiel geworben, als der Name bwin samt Link zum Anbieter auf der Website des Vereins zu finden. Seit Februar kursiert auch ein Werbespot, der eindeutig auf die Partnerschaft verweist.
Aus Sicht des Clubs sei man sich keinerlei Schuld bewusst, denn man werbe „ausschließlich für die Online-Seite von bwin“, mache aber „keinerlei Werbung für Online Casinos“.
Klickt man auf das bwin Logo, welches am unteren Rand der Club-Website eingebettet ist, gelangt man in der Tat spezifisch in den Bereich der bwin Sportwetten. Auch der Werbespot erwähnt Casinospiele in keiner Weise.
Den Behörden genüge das nicht, denn diese Art der Werbung werde als „Dachmarkenwerbung“ angesehen. Das heißt, dass die Bewerbung eines Namens automatisch für all jene Bereiche gilt, die von diesem Namen repräsentiert werden.
Keine Werbung, kein Geld
Dem derzeitigen Tabellenführer könnten jetzt harsche Konsequenzen drohen. Berichten zufolge muss der Verein eine sogenannte Untersagungsverfügung in Kauf nehmen. Damit wird die entsprechende Werbung und letztendlich die gesamte Werbepartnerschaft verboten.
Auch ein Bußgeld muss der Verein erwarten, wobei über die genaue Höhe derzeit keine Informationen vorliegen. Das Bußgeld als unangenehme Einmalzahlung könnte jedoch bei weitem das geringere Übel für den Club sein.
Schmerzlicher wird langfristig der Wegfall der Sponsorenpartnerschaft. Letzten Informationen nach erhalte der Club jährlich gut drei Millionen Euro von bwin. Begonnen hatte die Partnerschaft im Jahr 2017 und sollte zunächst bis mindestens 2020/2021 fortlaufen.
Im damaligen Sponsorenvertrag wurde vereinbart, dass das bwin Logo künftig bei allen Heimspielen im Signal Iduna Park großflächig erscheint und die Fans in der App des Clubs unmittelbar mit den Wettquoten und Informationen des Buchmachers versorgt werden.
Im Gegenzug sollte der BVB über die Jahre insgesamt rund 12 Mio. Euro erhalten. BVB Direktor Carsten Cramer sagte zu Beginn der Partnerschaft:
In bwin haben wir ein Unternehmen an unserer Seite, das in seiner Branche von allen am längsten mit dem deutschen Fußball verbunden ist […] Wir sind der Meinung, dass dieses Unternehmen mit seiner Strahlkraft und seiner Vorliebe für die Farbkombination Schwarzgelb hervorragend zum BVB passt.
Auch andere Clubs auf dünnem Eis
Der BVB ist zwar der erste deutsche Verein, der sich jetzt mit einem derartigen Verfahren auseinandersetzen muss, aber längst nicht der einzige, bei dem Werbepartnerschaften mit Glücksspielanbietern bestehen.
bwin selbst ist der offizielle Partner der gesamten 3. Liga und ging erst Anfang dieses Jahres eine 50 Mio. Euro Partnerschaft mit dem DFB ein. Erst letzten Monat erhielt der DFB aus diesem Grunde ein Mahnschreiben vom Innenministerium Baden-Württembergs.
BVB-Erzfeind Bayern hingegen hat eine ganz ähnliche Partnerschaft mit tipico, einem Wettanbieter, der ebenfalls Online Casinospiele anbietet. Auch hier wäre eine Klage oder ein Verfahren in nächster Zeit wenig überraschend.
Sponsorenpartnerschaften zwischen Fußballvereinen und Wettanbietern bleiben vorerst brenzlig. Sollten sich die Länder in dem geplanten 3. Staatsvertrag jedoch für die Legalisierung dieser Anbieter entscheiden, könnten Probleme wie diese beseitigt werden.
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