Verstoß gegen Wettverbot? Liverpools Daniel Sturridge unter Verdacht
Posted on: 13/11/2018, 12:40h.
Last updated on: 13/11/2018, 02:14h.
Starspieler Daniel Sturridge vom englischen Premier League Tabellenführer FC Liverpool sieht sich mit Ermittlungen des Fußballverbands FA konfrontiert. Der 29-Jährige wird verdächtigt, gegen das Wettverbot für Fußballer verstoßen zu haben.
Fußballverband ermittelt gegen Daniel Sturridge
Wie am Montagabend bekannt wurde, hat die englische Football Association (FA) den Premier League Spieler Daniel Sturridge wegen Verstoßes gegen Wettregeln angeklagt. Laut offiziellen Informationen wird ihm vorgeworfen, einerseits gegen Regeln verstoßen zu haben, die sich auf das Wetten auf Fußballpartien oder andere fußballbezogene Themen beziehen. Andererseits steht der Verdacht im Raum, Sturridge habe Informationen, die ihm aufgrund seiner exponierten Stellung zur Verfügung standen, im Kontext von Sportwetten an weitere Personen weitergegeben.
Die Vorfälle sollen sich im Januar 2018 ereignet haben, als Sturridge temporär vom FC Liverpool an den Verein West Bromwich Albion verliehen war. Der in Birmingham geborene Spieler, der für das Team von Jürgen Klopp in dieser Saison sechsmal in der Premier League auflief und dabei zwei Tore erzielte, hat bis zum 20. November um 18 Uhr Zeit, sich offiziell zu den Vorwürfen der FA zu äußern.
Sturridge: Unschuldig und kooperativ?
In einem ersten Statement gab ein Liverpool-Sprecher bekannt, dass Sturridge kategorisch ausgeschlossen habe, jemals in irgendeiner Form an Fußballwetten beteiligt gewesen zu sein und vorhabe, umfänglich mit der FA zusammenzuarbeiten:
Daniel hat dem Verein während der Untersuchung seine volle und uneingeschränkte Kooperation zugesichert und wird dies auch weiterhin tun.
Bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts will sich der Verein nicht weiter zum Thema äußern.
Wettverbot für Fußballer
Sollte sich der Verdacht gegen Sturridge erhärten, drohen ihm empfindliche Strafen. Seit dem 1. August 2014 ist es britischen Fußballern verboten, sich an Wetten zu beteiligen, die irgendeinen Bezug zum Fußball aufweisen. Dies gilt für Großbritannien und weltweit.
Neben den klassischen Sportwetten auf Ergebnisse fallen unter diese Regelungen unter anderem auch das Setzen auf Mannschaftsaufstellungen, Spielertransfers oder Wechsel in Führungsetagen. Neben den Fußballern betrifft das Verbot auch alle weiteren Personen, die in Beziehung zu Vereinen der englischen Ligen stehen, also unter anderem Trainer, Manager und Schiedsrichter.
Spielsucht unter Sportlern weit verbreitet
Das rigorose Vorgehen gegen das Wetten im Fußball hat gewichtige Hintergründe. Eine kurz nach Einführung der neuen Regelungen veröffentlichte Studie warf ein Schlaglicht auf die Thematik „Sportler und Spielsucht“. Mit alarmierendem Ergebnis: 6,1 % der 350 befragten Profis aus den britischen Nationalsportarten Fußball und Cricket zeigten ein problematisches Spielverhalten. Doppelt so viele Sportler bewegten sich in einem Risikobereich. Dabei ging es neben Lotterien und Casinobesuchen auch um Sportwetten.
Das konsequente Verbot, an Wetten, die den Fußball betreffen teilzunehmen, soll die Spieler schützen, aber auch den Sport. Denn Spieler, die selbst wetten, sind deutlich zugänglicher für Angebote zwielichtiger Gestalten, die beim Wetten auf Nummer sicher gehen und nicht selten auch den Ausgang der Tippspiele im Vorfeld bestimmen wollen. Wettende Spieler sind die Eintrittstür für Spielmanipulation im kleinen und ganz großen Stil.
Deutschland: Prävention und StGB
In Deutschland herrscht im Gegensatz zu Großbritannien kein umfassendes Wettverbot für Spieler und Vereinsmitarbeiter. Das Tippen auf den Ausgang von Spielen mit Beteiligung des eigenen Vereins ist aber auch unter dem Dach des Deutschen Fußballbunds (DFB) untersagt. Mit dem Projekt „Gemeinsam gegen Spielmanipulation“ hat der DFB ein Programm ins Leben gerufen, das insbesondere junge Spieler, aber auch die Verantwortlichen in den Vereinen auf die Gefahr, die einem sauberen Sport vonseiten international agierender Wettbetrüger droht, aufmerksam macht.
Neben der von den Verbänden und Vereinen vorangetriebenen Präventionsarbeit wurde im April 2017 von politischer Seite der Straftatbestand der Sportwettbetrugs eingeführt. Dementsprechend ist das Verschieben von Spielen nun nicht mehr allein Sache der Sportgerichte, sondern auch der Staatsanwaltschaft: Wer Wettkampfergebnisse zugunsten eines Wettbewerbsgegners und zur Erlangung von Vorteilen beeinflusst, muss seither mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe rechnen.
Ein Leitfaden für Sportler
Um Sportler vor möglichen unabsichtlichen Verstößen gegen geltende Regeln in Bezug auf Sportwetten zu schützen, hat die European Elite Athletes Association, ein Zusammenschluss von 35 europäischen Sportverbänden gemeinsam mit dem Verband der europäischen Online-Glücksspiel und -Wettanbieter (EGBA), der Remote Gambling Association(RGA) und der European Sports Security Association (ESSA) einen Leitfaden für Sportler herausgegeben.
Die fünf Punkte zum Umgang mit der Thematik „Sportwetten“ für Sportler:
01 Machen Sie sich mit den Regeln vertraut
02 Wetten Sie nicht auf sich selbst oder Ihren Gegner
03 Gehen Sie achtsam mit vertraulichen Informationen um
04 Spielmanipulation: ein absolutes Tabu
05 Schlagen Sie Alarm bei unlauteren Angeboten
Inwieweit sich Liverpool-Spieler Daniel Sturridge mit diesen Leitlinien bekanntgemacht hat, ist ebenso wenig überliefert, wie die Antwort auf die Frage, ob es im englischen Profifußball überhaupt Spieler geben kann, die nicht über das für sie geltende absolute Verbot des Wettens auf fußballbezogene Themen informiert sind.
Joey Barton: Ende einer Profikarriere
Während es in der Causa Sturridge abzuwarten gilt, was seine Replik auf die Anschuldigungen und die weiteren Ermittlungen der FA ergeben, hat ein anderer Premier League-Spieler bereits im vergangenen Jahr Bekanntschaft mit den Konsequenzen, die auf das Brechen der Regeln stehen, gemacht.
Ein Spieler des FC Burnley, der damals bereits 34-jährige Joey Barton, wurde im Frühjahr 2017 für 18 Monate von allen Fußballaktivitäten gesperrt und zu einer Geldstrafe von umgerechnet rund 35.000 Euro verurteilt. Eine Rückkehr in den aktiven Sport war, abgesehen vom erlittenen Imageschaden, auch aufgrund seines Alters gut wie ausgeschlossen.
Barton hatte in insgesamt 1260 platzierten Wetten unter anderem auch auf die Niederlage des eigenen Teams gesetzt. Spielmanipulation war Barton, der sich selbst als spielsüchtig bezeichnete, nicht vorgeworfen worden. Im Juni dieses Jahres trat er nach Ablauf seiner Sperre einen Drei-Jahres-Vertrag als Trainer des englischen Drittligisten FC Fleetwood an.
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