Vom Lotto-Millionär zum Bankräuber
Posted on: 04/10/2018, 01:21h.
Last updated on: 04/10/2018, 01:21h.
Im Jahre 1998 hat der damals 35 Jahre alte Wachmann James Allen Hayes aus Kalifornien, USA, 19 Millionen US Dollar im SuperLotto gewonnen. 20 Jahre später war er pleite und versuchte, seinen Lebensunterhalt mit Banküberfällen zu bestreiten.
Am 27. April 2017 stand Hayes in einem Einkaufszentrum in Carpinteria, einer kleinen Stadt südöstlich von Santa Barbara, am Eingang der Montecito Bank & Trust und zog seine Mütze tief ins Gesicht.
Hayes betrat die Bank und reichte der Kassiererin einen Zettel mit der Notiz, dass er Bargeld benötige. Wenige Minuten später saß er in seinem Auto mit 3.300 US Dollar Beute in der Tasche.
Ein Jahr nach dem Überfall sagte er:
„Es fühlt sich an, als hätte ich einen Teufel auf der einen und einen Engel auf der anderen Schulter. Der Engel sagte: ´Tu es nicht. Du könntest 20 Jahre ins Gefängnis gehen´. Doch der Teufel sagte: ´Es ist Freitag, du bist pleite. Willst du wirklich das ganze Wochenende ohne Drogen sein, du Verlierer? ´“
In den darauffolgenden fünf Monaten überfiel Hayes 10 weitere Banken in Los Angeles und Santa Barbara. Insgesamt erbeutete er knapp 40.000 US Dollar, bevor FBI-Agenten ihn schließlich festnahmen.
Was mit dem Millionengewinn geschah
Noch vor 20 Jahren wären 40.000 US Dollar für Hayes nur Taschengeld gewesen, denn er hatte im Lotto 19 Millionen US Dollar gewonnen. Das Geld investierte er allerdings in Lamborghinis, Porsches, Harleys, Eigentumswohnungen am Meer und luxuriöse Reisen nach Las Vegas.
Am Tag seiner Verhaftung war Hayes ein mittelloser Junkie, der in einer Garage lebte.
„Mit dem Geld konnte ich meine wildesten Träume wahr werden lassen. Aber es gibt eine andere Seite, es ist der Lotterie-Fluch.“
Lotto-König James Allen Hayes blickt in die Vergangenheit
Hayes wurde zu 3 Jahren Haft im Bundesgefängnis von Terminal Island in San Pedro verurteilt und schaut auf seine Vergangenheit zurück. Er wuchs in Kalifornien auf und entwickelte sich als Kind zu einem talentierten Geiger. Er wurde sogar das jüngste Mitglied des County Orchestra.
Als er 13 Jahre alt war, wurde er von seiner psychisch kranken Mutter schwer misshandelt, so dass das Gericht ihn zu seiner Großmutter schickte, wo er fortan lebte. Seinen Vater lernte er nie kennen.
Als 18-Jähriger verbrachte er seine Zeit mit Surfen und Arbeiten am Strand und hatte einen VW Käfer Cabrio. Er sei süß gewesen mit seinen wilden Haaren und Sommersprossen und sei auch immer gut gelaunt gewesen, erinnert sich seine ehemalige Freundin Candace Walker, 53.
15 Jahre war Hayes mit Candace liiert. Doch dann verließ er sie wegen einer jüngeren Frau namens Stephanie.
Der schicksalhafte Tag im Januar 1998
Als Hayes den Lotto Jackpot knackte, arbeitete in einem Wachschutzunternehmen. Am 7. Januar kaufte er an einer Tankstelle ein Lotterielos. Seine Großmutter, bei der er immer noch lebte, prüfte das Los und weckte Hayes mit den großartigen Neuigkeiten.
Am nächsten Tag sagte er in einem Interview mit der Los Angeles Times:
„Ich weiß, dass ich mich ändern werde, aber nur zum Besseren. Hauptsächlich möchte ich meine Familie und Freunde in Not unterstützen. Ich werde das Geld nicht verprassen.“
Nach Abzug der Steuern verblieben 13,7 Millionen US Dollar, die er in 20 jährlichen Zahlungen erhalten sollte. Allerdings kam der Geldsegen zu einer unpassenden Zeit, denn Hayes war schwer belastet durch Beziehungsprobleme und litt an Depressionen.
Doch anstatt sich in Behandlung zu begeben, erlag Hayes den Verführungen des Konsums und kaufte sich sein erstes Auto. Die guten Vorsätze, die der frisch gekrönte Lotto-König noch am Tag zuvor hatte, waren verschwunden. Candace Walker sagte, dass all das Geld ihn sehr verändert habe.
Insgesamt besaß Hayes sechs Lamborghinis. Hinzu kamen Bentleys, Corvettes und andere teure Sportwagen. Er gab so viel Geld aus, dass er die Lottogesellschaft darum bat, ihm einen Vorschuss für das nächste Jahr zu geben.
Teure Scheidung
Inzwischen hatte Hayes Stephanie geheiratet. Doch privat lief es alles andere als gut. In den späten 90ern ließ er sich von seiner ersten Frau Stephanie scheiden. Das Gericht sprach ihr die Hälfte seiner jährlichen Lotto-Auszahlungen zu.
Trotzdem gab er das Geld mit vollen Händen für Rolex Uhren, Perserteppiche, Fünf-Sterne-Hotels und Motorräder aus, wie seine zweite Frau, die er 2002 geheiratet hatte und die auch Stephanie hieß, zu erzählen wusste.
Er habe immer das Beste vom Besten gewollt. Als sie sich kennenlernten, habe er 17 Autos besessen. Er habe ein aufwendiges Leben geführt und sie habe seine großzügigen Geschenke genossen.
Allerdings war sie auch Bankfachfrau und konnte mit Geld gut umgehen. Daher schlug sie ihrem Mann vor, einen Finanzkurs zu belegen, um eine effiziente Vermögensverwaltung zu erlernen.
Sie sagte auch, dass das viele Geld ihm nicht gut tue und es habe so ausgesehen, als habe er damit eine emotionale Leere gefüllt.
Das Schicksal wendet sich
Sein Glück ging zur Neige. Aufgrund einer Bandscheibenverletzung wurde er 2004 operiert und erhielt Tabletten gegen die Schmerzen, die allerdings ein hohes Suchtpotential in sich bargen.
Da er keinen festen Job und auch keine Krankenversicherung hatte, bezahlte er seine Medikamente aus eigener Tasche. Immerhin erhielt er nach Abzug der Unterhaltszahlungen noch rund 300.000 US Dollar im Jahr.
Doch der aufwendige Lebensstil und unvorteilhafte Investitionen führten dazu, dass die Schulden sich anhäuften. 2007 musste er Insolvenz anmelden.
Die Lotteriegesellschaft hielt das Geld zurück, um es an die Gläubiger auszuzahlen. Es gab auch Probleme mit dem Finanzamt. Das Paar zog in eine Anlage mit 40 Appartements, wo Hayes als Hausmeister arbeitete, um mietfrei wohnen zu können. Als 2017 ein Feuer ausbrach und die gesamte Anlage zerstörte, verlor Hayes alles, was er noch besaß.
Hayes saß mit seiner Frau ohne einen Cent in der Tasche auf der Straße. Er versuchte erfolglos, eine Anstellung zu finden. Am Ende zog das Paar in die Garage eines Freundes. Ganz unten angekommen, überlegte er, wie er an Geld kommen könnte. Ein Banküberfall erschien ihm eine gute Lösung.
Hayes schreibt seine Memoiren
Der ehemalige Lotto-Millionär Hayes wird am 23. Februar 2020 entlassen. Nach dem Verbüßen seiner Haftstrafe will er seine Memoiren mit dem Titel „Lottery to Robbery“ veröffentlichen und die Kontakte zu Freunden und Familie wiederherstellen. Vor allem möchte er, dass sein Leben zur Abwechslung wieder langweilig wird.
Seine Frau Stephanie lebt indes in Utah bei Verwandten. Sie plant, Psychologie oder Soziologie zu studieren. Wenn sie auf das Leben mit Hayes zurückblickt und reflektiert, sagt sie, dass die staatlichen Lotterien die Menschen besser auf ihren Gewinn vorbereiten sollten. Es sollte obligatorische Unterrichtseinheiten geben, in denen die Gewinner lernen, dass Geld und Glück nicht das gleiche sind.