Terror-Finanzierung durch Casinos? Nigeria verstärkt Kampf gegen Geldwäsche
Posted on: 02/08/2022, 02:05h.
Last updated on: 02/08/2022, 02:06h.
Lokalen Medien zufolge drohen Nigeria wegen Mängeln im Kampf gegen Geldwäsche Sanktionen der internationalen Financial Action Task Force (on Money Laundering) (FATF). Deshalb seien kurzfristig Ausschüsse zur Umsetzung von Empfehlungen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung eingesetzt worden. Mögliche Maßnahmen könnten insbesondere den Glücksspiel-Sektor betreffen.
So sollen die 300 lizenzierten Casinos in Nigeria ein besonders hohes Geldwäscherisiko aufweisen. Die illegalen Gelder könnten unter anderem dschihadistischen Extremisten zugutekommen.
Casino-Geldwäsche stärkt dschihadistische Terroristen
Laut des westafrikanischen Wirtschafts-Nachrichtendienstes Inter-Governmental Action Group against Money Laundering (GIABA) könnten nigerianische Casinos durch Geldwäsche grundlegend zur Destabilisierung Westafrikas beitragen.
Seit Jahrzehnten überziehen islamistische Terrorgruppen wie Boko Haram und ISWAP (Islamischer Staat in der Westafrikanischen Provinz) Nigeria und angrenzende Regionen mit Gewalt und Tod. Erklärtes Ziel ist die Errichtung eines angeblichen Gottesstaates.
Aufgrund von Berichten über bevorstehende Angriffe bleiben seit der vergangenen Woche die Schulen in der nigerianischen Hauptstadt Abuja sowie im angrenzenden Bundesstaat Nasarawa geschlossen.
Die Terroristen sichern ihre Finanzierung maßgeblich durch bei Massenentführungen von oft minderjährigen Zivilisten erpresste Lösegelder.
In ihrem Bericht [Seite auf Englisch] Money Laundering Risks of Casinos and the Gambling Sector in West Africa (dt. Geldwäscherisiken von Casinos und dem Glücksspielsektor in Westafrika) haben die Ermittler die sechs Staaten der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten, in denen Casinos legal betrieben werden, unter die Lupe genommen.
Besonders herausgestochen sei dabei Nigeria. So operierten 300 lizenzierte Casinos in dem Land. Die Betreiber stammten meist aus dem Ausland, insbesondere aus Südafrika, China, dem Libanon und den USA. Doch auch Akteure aus Deutschland und Großbritannien bewegten sich im nigerianischen Glücksspielsektor.
Zum Vergleich: In den ebenfalls in dem Bericht betrachteten Ländern Ghana, Senegal, Kap Verden, Elfenbeinküste und Benin gebe es insgesamt 26 legale Spielstätten.
Hohes Geldwäsche-Risiko bei Casinos in Nigeria
Der GIABA zufolge trügen die Casinos, die hauptsächlich in Nigerias größter Stadt Lagos und der Hauptstadt Abuja angesiedelt sind, ein „relativ hohes Geldwäsche-Risiko”. Unter anderem kämen sie ihrer Verpflichtung, verdächtige Transaktionen an die Geldwäsche-Aufsicht Nigerian Financial Intelligence Unit (NFIU) zu übermitteln, in der Regel nicht nach.
Eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Untersuchung zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft hatte ergeben, dass allein die Terrororganisation ISWAP jährlich umgerechnet über 35 Mio. EUR durch das nigerianische Finanzsystem schleuse. Beobachtern zufolge liege die Vermutung nahe, dass die Casinos im Land hierbei eine wichtige Rolle spielten.
Laut GIABA verfüge die NFIU über 220 Stellen für den Kampf gegen Geldwäsche. Lediglich acht der Mitarbeiter kümmerten sich um den Glücksspiel-Sektor. Insbesondere mit Blick auf den wachsenden Online-Glücksspiel-Markt fehle es der Aufsicht an Personal.
Gerade die Zunahme der Verwendung virtueller Vermögenswerte oder Kryptowährungen stelle aufgrund mangelhafter Regulierung und Überwachung der Branche einen besorgniserregenden Trend dar.
Regierung ahnungslos?
Die Tageszeitung The Punch zitiert in einem aktuellen Bericht hierzu einen Sicherheitsexperten. Auch er kritisiert Schlupflöcher in der nigerianischen Gesetzgebung zum Umgang mit Geldwäsche und Casinos:
Es gibt diese Casinos, die leider nicht ordnungsgemäß reguliert sind, und auch die Regierung weiß nicht, was in ihnen vor sich geht.
Unter Berufung auf Regierungskreise verweisen die Reporter jedoch darauf, dass nun Bewegung in den Kampf gegen die Geldwäsche und die damit zusammenhängende Terrorismusfinanzierung komme. So habe ein hochrangiger Beamter bestätigt, dass sich die Regierung zunehmend internationalem Druck ausgesetzt sehe.
Wegen der Nichteinhaltung bestimmter Standards zur Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung drohten Sanktionen der FATF mit Hauptsitz in Paris. Unter anderem sei deshalb ein 21-köpfiger Sonderausschuss eingesetzt worden. Dieser habe nun eine Woche Zeit, dem obersten Polizeichef des Landes einen Bericht zur Arbeit der nationalen FIU und einer Verbesserung der Prozesse vorzulegen.
Auf Anfrage, so The Punch, hätten sich weder offizielle Regierungsstellen noch der Dachverband der Casinobetreiber, die Association of Nigerian Bookmakers, zum Thema Casino, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung äußern wollen.
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