Werden Sportwetten in Indien bald legal?
Posted on: 10/03/2019, 05:30h.
Last updated on: 08/03/2019, 06:04h.
Sportveranstaltungen wie Cricket- und Hockey-Spiele werden in Indien wie Feste gefeiert. Doch auf die Spiele zu setzen, ist nach aktueller Rechtslage noch immer nicht legal.
Dies könnte sich durch einen aktuellen Vorstoß des indischen Parlamentsabgeordneten Shashi Tharoor ändern.
Tharoor will mit „The Sports Bill“ den unregulierten Sportwettenmarkt in Indien in das 21. Jahrhundert holen und online- und landbasiertes Wetten legalisieren.
Das südasiatische Land, das aus verschiedenen Bundesstaaten unterschiedlicher ethnischer Prägung besteht, konnte sich aufgrund seiner religiösen und politischen Differenzen nie zu einer einheitlichen Rechtsprechung durchringen, die Sportwetten erlaubt.
Diese Formen des Glücksspiels sind in Indien erlaubt
Trotz des Verbots von Sportwetten dürfen indische Spieler auf Pferderennen setzen und in der staatlichen Lotterie spielen. Nach einer Entscheidung des indischen Supreme Courts ist überdies das Spielen von Rummy um Geld erlaubt, da es sich um ein Geschicklichkeitsspiel handelt.
Während bestimmter Feiertage werden in manchen indischen Staaten Wetten auf Tierkämpfe temporär erlaubt. So beim Makar Sankranti, einem hohen Fest, in dessen Rahmen der Hahnenkampf zelebriert wird.
Keine klare Gesetzgebung
Ähnlich wie in Deutschland ist Glückspiel auch in Indien Ländersache. Das heißt, nur die Bundesstaaten dürfen eine bindende Gesetzgebung für das Glücksspiel entwerfen und verabschieden.
Regelungen auf Bundesstaatsebene betreffen allenfalls das Verbot der Veranstaltung und die Teilnahme an einem illegalen Glücksspiel, das überall in Indien mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden kann.
Zudem ist Online-Glücksspiel auf Grundlage des Information Technology Act 2000 verboten.
Nur einzelne Staaten wie Daman, Sikkik und Goa erteilen Lizenzen für landbasierte Casinos.
Geht es nach dem indischen Politiker Shashi Tharoor, soll der riesige unregulierte Markt, der eine Brutstätte für illegales Glücksspiel darstellt, nun auf föderaler Basis neugeregelt werden.
Legale Sportwetten könnten dem indischen Sport helfen
Vor allem der Online-Sportwettenmarkt, auf dem bereits zahlreiche Buchmacher ohne Lizenzen agieren, benötige dringend der Regulierung. Die Dringlichkeit des Vorhabens sei durch die hohen Umsätze im Online-Bereich gerechtfertigt.
Laut einem Report der indischen Rechtskommission setzen unregulierte Anbieter 2018 über 360 Millionen US-Dollar (ca. 320 Millionen Euro) um. Nach Schätzungen der Experten könnte sich diese Zahl bis 2021 auf bis zu einer Milliarde US-Dollar (ca. 890 Millionen Euro) erhöhen.
Sinn der Sports Bill, die vor einigen Wochen in das indische Parlament eingebracht wurde, ist zudem der Schutz von Spielern und die Stärkung der Integrität des Sports.
In der Vergangenheit gab es immer wieder prominente Fälle von Spiel- und Wettmanipulationen. So erhielten im Jahre 2000 mehrere indische Cricket-Nationalmannschaftsspieler lebenslange Sperren, weil sie in einen Spielbetrug involviert gewesen sein sollen.
Im letzten Jahr ging der ehemalige indische Cricket-Nationalmannschaftskapitän Bushan Singh Bedi gar soweit, die indische Cricket Premier League als „Plattform für Geldwäsche“ (Link auf Englisch) zu bezeichnen.
Legales, staatlich kontrolliertes Wetten, wie Shashi Tharoor es fordert, könnte ein Mittel zur Lösung dieser Probleme darstellen.
Auch die Buchmacher sehen positiv in die Zukunft
Ausländische Buchmacher begrüßen die Gesetzesinitiative. Kaum verwunderlich, schließlich leben in Indien mehr als 1.3 Milliarden Menschen, die ein riesiges Marktpotential versprechen.
Einige britische Buchmacher liebäugeln schon mit dem Schritt auf den indischen Subkontinent. So Joe Saumarez Smith, Chef des Buchmachers Bede Gaming, der vor allem den wachsenden Umsatz bei Cricket, Tennis und Fußball im Blick hat.
Auch er sieht in einer Legalisierung von Wetten das Potential gegen Manipulationen und Betrug vorzugehen, wie er SBC News mitteilte:
„Cricket-Wetten sind in Indien offensichtlich riesig, aber auch Tennis- und Fußballwetten wachsen momentan schnell. Cricket wird immer die Sportart Nr. 1 sein, aber es gibt nicht immer Wettkämpfe in den richtigen Zeitzonen, daher werden andere Sportarten bei Spielern beliebt.
Ich denke, dass die Einstellung der Cricket-Aufsichtsbehörde [Die BCCI. Anmerk d. Redaktion] gegenüber Wetten auf den Sport einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Sportwettenmarktes in Indien haben wird. Ich würde zum Beispiel erwarten, dass die BCCI Wetten auf Spielerleistungen begrenzt, um zu versuchen, Spielmanipulationen zu reduzieren.“
Ob sich der Traum vom legalen Wetten in Indien tatsächlich verwirklichen lässt, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. In dieser Zeit wird die Gesetzesinitiative weiter besprochen werden.
Zu viel Optimismus wäre aber womöglich verfrüht. Besonders die stark religiös geprägten Bundesstaaten Indiens könnten mit der Legalisierung von Sportwetten ein Problem haben und sich dem Vorhaben in den Weg stellen.
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