US-Bundesstaat West Virginia legalisiert Online Poker
Posted on: 31/03/2019, 05:30h.
Last updated on: 29/03/2019, 05:15h.
Der US-Bundesstaat West Virginia hat in dieser Woche ein Gesetz angenommen, das Online Glücksspiel, darunter Online Poker und Online Casinos, legalisiert. Das Gesetz war im Februar vom Demokraten Jason Barrett eingebracht worden und hat sowohl Haus als auch Senat passiert.
Nachdem Gouverneur Jim Justice gegen das Gesetz mit dem Titel „West Virginia Lottery and Gambling Act“ innerhalb einer zweiwöchigen Frist kein Veto einlegte, trat es am Mittwoch in Kraft. Der US-Staat ist damit einer von nur fünf US-Bundesstaaten, in denen Online Poker zukünftig legal gespielt werden darf.
Bevor die Action am Pokertisch losgehen kann, müssen die Anbieter allerdings erst Lizenzen erwerben, die der staatliche Regulator, die West Virginia Lottery Commission, vergeben wird.
Die zulässige Vergabe erfolgt ausschließlich an Anbieter mit Sitz vor Ort. Dass bedeutet, dass sich nur die Betreiber, die derzeit bereits eine Lizenz für ein landbasiertes Casinounternehmen besitzen, auch für eine Online-Lizenz bewerben können.
In diesen vier US-Bundesstaaten darf bereits legal Online Poker gespielt werden
- Delaware
- New Jersey
- Pennsylvania
- Nevada
Dazu gehören im „Mountain State“ das Hollywood Casino, das Mountaineer Casino, das Mardis Gras Casino, das Weeling Island Hotel und das Grennbrier Casino.
Wird sich Online Poker in West Virginia lohnen?
Bislang ist nicht klar, wie lange der Prozess der Lizenzbewerbung und Vergabe tatsächlich dauern wird. Auch ist es fraglich, welche landbasierten Casinos die Online-Lizenz überhaupt beantragen und zeitnah eine Software für Spieler bereitstellen können. Nach Expertenschätzungen könnte der erste Online Pokerraum in West Virginia frühestens im Jahre 2020 seine Pforten öffnen.
Doch vorher müssen die Casinobetreiber überprüfen, ob sich die Unternehmungen aus finanzieller Sicht überhaupt lohnen.
Die Online-Zulassungen kosten einmalig 250.000 US-Dollar (ca. 222.000 Euro) und müssen alle fünf Jahre für eine Gebühr von 100.000 US-Dollar (ca. 89.000 Euro) verlängert werden. Hinzu kommt eine Plattform- und Service-Pauschale von weiteren 100.000 US-Dollar. Zusätzlich dazu sieht West Virginia eine Glücksspielsteuer von 15 % für Online-Anbieter vor.
Setzt man diese Ausgaben ins Verhältnis zum niedrigen Prokopfeinkommen und der geringen Einwohnerzahl West Virginias, die nur knapp über der 2 Millionen-Grenze liegt, dürften sich wohl viele Betreiber genau überlegen, ob sie einen Online Pokerraum oder ein Online Casino unterhalten wollen.
Bremsklotz Wire Act
Erschwerend fällt ins Gewicht, dass die Glücksspielunternehmen derzeit keine Aussicht haben, mit ihrem Angebot Spieler außerhalb der Bundesstaatengrenzen zu erreichen. Nachdem das US-Justizministerium zum Jahreswechsel eine Neuinterpretation des Wire Acts veröffentlichte, die interstaatliches Online Glücksspiel per se verbieten soll, kämpfen Online Poker-Anbieter in Delaware, Nevada und New Jersey gerade darum, weiterhin gemeinsame Spielerpools bilden zu dürfen.
Sollte dies in Zukunft nicht länger möglich sein, müssten die potenziellen Online Poker-Betreiber klug vorplanen. Am günstigsten könnte es für die Lizenzbewerber in West Virginia sein, eine Partnerschaft mit einem großen Online-Pokerraum einzugehen, dessen Infrastruktur zu nutzen und anfallende Kosten zu teilen.
Ein anderer Ansatz wäre abzuwarten, wie sich die rechtliche Lage in den nächsten Monaten entwickeln wird. Zuletzt hatte das US-Justizministerium Glücksspielunternehmen 60 Tage Aufschub für die Einhaltung seiner neuen Regularien gegeben. Sollte die Behörde noch mit rechtlichen Mitteln daran gehindert werden, ihren Plan in die Tat umzusetzen, könnte das Online Poker-Geschäft in West Virginia auf einen Schlag profitabel werden.
Derzeit gehen mehr als ein Dutzend Bundesstaaten der USA gerichtlich gegen die Entscheidung des Justizministeriums vor.
Online Sportwetten bereits möglich
Während in West Virginia noch Unklarheit über die Entwicklung von Online Poker und Online Casinos herrscht, sind Online Sportwetten schon seit 2018 legal und können via mobile Anwendung platziert werden.
Die größten Profiteure der Legalisierung sind derzeit das Mardi Gras Casino (Link auf Englisch) und das Wheeling Island Hotel. Beide Unternehmen nahmen seit Dezember 2018 insgesamt mehr als 670.000 US-Dollar (ca. 600.000 Euro) mit mobilen Wetten ein. Ein Fakt, der auch den zuständigen Finanzämtern gefallen dürfte. Immerhin werden Sportwetten in West Virginia mit 10 % besteuert.
Die Richtung scheint zu stimmen
Obwohl die Zukunft des Online Poker in West Virginia bei weitem nicht sicher ist, stimmt die Marschrichtung.
Trotz der Hürden, die das US-Justizministerium derzeit für Online-Glücksspielbetreiber kreiert, ist für die Zukunft mehr Rechtssicherheit geschaffen worden.
Für Unternehmen und Spieler könnte das Gesetz daher ein erster Schritt zu einem Stück mehr Freiheit sein.
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