Wettskandal überschattet Wahlkampf in Großbritannien

Posted on: 21/06/2024, 08:26h. 

Last updated on: 21/06/2024, 08:26h.

Am 4. Juli sollen in Großbritannien die Parlamentswahlen stattfinden. Den Tories droht dabei nicht nur eine Niederlage, ihr Wahlkampf wird nun auch von einem Wettskandal erschüttert, der immer größere Kreise zu ziehen scheint.

Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien
Enge Mitarbeiter von Rishi Sunak sollen in den Wettskandal verwickelt sein. (Bild: Flickr/Number 10)

Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak gab am 22. Mai bekannt, dass die Parlamentswahl am 4. Juli stattfinden werde. Bis dahin galt der Wahltermin als gut behütetes Geheimnis.

Gleichwohl wurde in der vergangenen Woche bekannt, dass Sunaks enger Berater Craig Williams Tage vor der Bekanntgabe des Termins hierauf Wetten abgegeben haben soll. Er habe einen Betrag von 100 GBP (rund 118 Euro) online bei dem Buchmacher Ladbrokes abgegeben, der den Fall daraufhin an die britische Glücksspielaufsicht UK Gambling Commission weitergeleitet habe.

Medienberichten zufolge liegt die Vermutung nahe, dass der engste Kreis um Rishi Sunak den Wahltermin gekannt haben könnte. Die Öffentlichkeit dagegen ging bis zur Bekanntgabe davon aus, dass die Parlamentswahlen erst im Herbst stattfinden würden.

Die Nutzung derartiger vertraulicher Informationen zur Abgabe von Wetten gilt nach dem britischen Gambling Act als unlauterer Vorteil und stellt gemäß Absatz 42 eine Straftat dar. Für Abgeordnete gilt zudem ein Verhaltenskodex, der dem Schutz des Rufes und der Integrität des Parlaments dienen soll.

Wettskandal weitet sich aus

Bei einem einzigen Fall ist es im Wettskandal jedoch nicht geblieben. Wie die BBC berichtete [Seite auf Englisch], habe die Glücksspielkommission am vergangenen Freitag die Polizei kontaktiert. Ein Polizeibeamter, der zum Personenschutzteam des Premierministers gehört, soll ebenfalls Wetten auf den Zeitpunkt der Parlamentswahlen abgegeben haben.

Der Beamte sei am Montag wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch festgenommen und bis zum Abschluss der Ermittlungen auf Kaution freigesetzt worden. Die britische Polizei erklärte gegenüber der BBC:

Die Angelegenheit wurde sofort an Beamte der Abteilung für Berufsstandards der Met [der Metropolitan Police; Anm. d. Red.] weitergeleitet, die eine Untersuchung einleitete, und der Beamte wurde vom Dienst suspendiert.

Mit der Festnahme des Personenschützers Sunaks fand der Wettskandal allerdings kein Ende. Am Donnerstag gab die Wahlkampfzentrale der Tories bekannt, Wahlkampfleiter Tony Lee habe sich beurlauben lassen. Grund hierfür seien Untersuchungen, die die Glücksspielbehörde Großbritanniens gegen ihn und seine Ehefrau Laura Saunders eingeleitet habe.

Die Glücksspielbehörde selbst bestätigte gegenüber Medien, mehrere Verstöße im Zusammenhang mit Wahlwetten zu prüfen. Sie lehnte es jedoch ab, während laufender Untersuchungen zu konkreten Fällen Stellung zu nehmen.