WM 2018: Deutschland fährt nach Hause
Posted on: 28/06/2018, 12:14h.
Last updated on: 28/06/2018, 12:14h.
Gestern Nachmittag um 16 Uhr begann das letzte Spiel der WM Vorrunde Deutschland gegen Südkorea in Kasan. Das deutsche Nationalteam konnte nicht überzeugen und unterlag mit 0:2.
Es war ein historischer Moment für Deutschland, denn noch nie ist eine deutsche Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft bereits in der Gruppenphase ausgeschieden.
Das Spiel
Die deutschen Spieler gelangten häufig in Ballbesitz, aber es kam vor dem Ende der ersten Halbzeit nicht zu einer einzigen Torchance. Der Südkoreaner Jung Woo Young brachte Manuel Neuer allerdings in eine gefährliche Situation, als er einen Freistoß umwandelte. Neuer gelang es in letzter Sekunde, ein Tor zu verhindern.
Als die zweite Halbzeit begann, zeigte sich eine leicht verbesserte Leistung des deutschen Nationalteams. Die Spieler konnten sich einige Torchancen erkämpfen, von denen sie allerdings keine umwandelten.
Leon Goretzka köpfte in der 48. Minute aus sechs Metern, doch der starke Torhüter Jo Hyeon Woo verhinderte einen Treffer. Auch Timo Werners Schuss wenige Minuten später ging knapp am Tor vorbei.
Löw brachte Gomez und Brandt ins Spiel, was allerdings nicht zu dem erwarteten Umschwung im Spiel führte. Auch Hummels Kopfball in der 87. Minute erreichte sein Ziel nicht.
Sieg für Südkorea in letzter Sekunde
In der 90. Minute stand es immer noch 0:0, der Schiedsrichter kündigte eine fünfminütige Nachspielzeit an. In der 95. Minute wandelte Kim einen Eckstoß um und schoss das Leder ins Tor, welches anfänglich vom Schiedsrichter Mark Geiger als Abseits aberkannt wurde.
Es folgten bange Sekunden des Wartens auf beiden Seiten, als die Videobilder gesichtet wurden, die letztendlich bewiesen, dass Kim sich nicht im Abseits befand.
Keeper Manuel Neuer schloss sich dem Angriff an und entfernte sich vom Tor, aber Deutschland verlor den Ball, den Son widerstandslos in das leere Tor kickte und den Südkoreanern in der 6. Minute der Nachspielzeit das 2:0 bescherte.
Auf der Suche nach den Ursachen
Das deutsche Nationalteam schien schon vor seinem Antritt zur WM 2018 nicht bereit zu großen Taten. Die Spieler trabten träge und motivationslos über den Rasen, was sich besonders beim Spiel gegen die wendigen und schnellen Südkoreaner zeigte.
Es gab bereits mehrere Warnsignale. Die Fotos von Özil und Gündogan mit Erdogan sorgten für Entrüstung und wurden in der Presse heftig diskutiert. Es folgten die Niederlage gegen Mexiko und der eigentlich schwache Sieg gegen Schweden.
Löw wechselte bei seinen Vorbereitungen verdächtig viele Spieler aus. Doch aus welchem Grund greift ein Trainer zu derartigen Maßnahmen? Es könnte sein, dass er von seiner Elf selbst nicht überzeugt war.
Auch die neuen Spieler Timo Werner und Leon Goretzka konnten das Formtief von Kroos, Müller und Özil nicht ausgleichen
Max Hummels kommentierte dies gleich nach dem Spiel:
“Das ist ganz schwierig in Worte zu fassen. Wir haben bis zum Schluss dran geglaubt. Wir haben selbst beim 0:1 daran geglaubt, das Ding zu drehen. Dass wir unsere Torchancen nicht genutzt haben, hat uns das Genick gebrochen. Wir haben uns mit dem Mexiko-Spiel in eine schwierige Situation gebracht. Wir haben einige Punkte gesehen, an denen wir ansetzen müssen. Das letzte überzeugende Spiel, das wir abgeliefert haben, war im Herbst 2017. Das ist ein bisschen lange her.”
Auch Torhüter Manuel Neuer rechnete mit seinem Team ab und äußerte heftige Kritik:
„Das war erbärmlich. Ich denke, dass von uns allen die Bereitschaft nicht groß genug war und dieser unbedingte Wille. Spätestens in der K.o.-Phase wäre mit Sicherheit Halt für uns gewesen. Wir haben in keinem Spiel so richtig überzeugt, so dass man sagen konnte: Das ist die deutsche Mannschaft.”
Viele haben mit der Niederlage gerechnet, andere lagen falsch
Sicher hat sich die deutsche Nation gewünscht, dass ihre Mannschaft ins Achtelfinale einzieht. Doch instinktiv wussten viele Fans bereits, dass das Aus bevorsteht.
In der Sportwetten Branche indes lagen die Buchmacher völlig falsch. Für die Sportwetten Experten war Deutschland der Favorit, die Quote lag kurz vor Spielbeginn bei 1.83.
Auch Harry, das Orakel Schwein im Kölner Zoo, das sowohl die Niederlage gegen Mexiko als auch den Sieg über Schweden vorhersagte, prognostizierte für das Spiel gegen Südkorea den deutschen Sieg.
Enttäuschung bei den deutschen Fans
Tausende Berliner versammelten sich vor dem Brandenburger Tor in Berlin auf der Fanmeile, um das deutsche Nationalteam anzufeuern. Doch Fangesänge und große Euphorie brachten nicht den ersehnten Erfolg. Nachdem das 2. Tor für Südkorea gefallen war, herrschte Fassungslosigkeit.
Doch stellt sich nun die Frage, was mit der Public Viewing Area geschehen soll. Eigentlich war vorgesehen, dass die Fanmeile ab kommendem Samstag geöffnet sein soll, wenn die Achtelfinalspiele beginnen. Die Fans haben die Möglichkeit, die Begegnungen auf sieben großen Bildschirmen zu verfolgen.
Aber wird dieser Plan auch umgesetzt? Nach dem Ausscheiden könnten sich zahlreiche Fans entscheiden, die kommenden Spiele lieber zu Hause anzuschauen. Doch Anja Marx, die Sprecherin des Veranstalters sagte, dass die Fanmeile bleiben werde, denn schließlich wären von 20 Spielen nur vier mit Beteiligung der deutschen Mannschaft dabei gewesen, auch wenn Deutschland ins Finale eingezogen wäre. Es sollten ohnehin alle Spiele gezeigt werden.
Auf die Frage, ob es sich für die Gastronomen überhaupt lohnen werde, ihre Geschäfte zu öffnen, antwortete Marx, dass die Buden auch an spielfreien Tagen gut besucht seien. Wenn keine Spiele gezeigt wurden, hätten die Besucher die autofreie Strecke für einen Spaziergang genutzt.
Wie geht es weiter?
Löw hat seinen Vertrag erst kürzlich bis 2022 verlängert. Doch gleich nach der Niederlage und dem Aus für das deutsche Nationalteam wurden Stimmen laut, die den Rücktritt des Bundestrainers forderten.
Als er nach dem Spiel daraufhin im Rahmen einer Pressekonferenz angesprochen wurde, entgegnete Löw, dass es schwierig sei, dies jetzt zu sagen. Er brauche ein paar Stunden Zeit. Er sei jetzt geschockt und müsse sich sammeln. Gespräche in Ruhe würden dann folgen.
Zwischenfall nach dem Spiel
Ein weiterer Wermutstropfen war eine Auseinandersetzung zwischen Özil und einigen deutschen Fans. Augenzeugen berichteten, dass Özil sein Trikot auf die Tribüne geworfen habe.
Dann soll er sich plötzlich umgedreht und aufgebracht in Richtung Fans gestikuliert haben. Andy Köpke, der Torwarttrainer, und Bodyguard Björn Borgmann mussten eingreifen.
Was genau vorgefallen sein soll, ist momentan noch nicht klar, aber es könnte sein, dass Özil von den Fans auf dem Weg zur Kabine beleidigt wurde. Özil wurde bereits bei den WM Testspielen in Österreich und gegen Saudi-Arabien ausgepfiffen.
80.000 Pfund Sterling für die LGBT Community
Bisher hat die russische Nationalmannschaft 8 Tore geschossen und wird voraussichtlich ins Achtelfinale einziehen. Das russische Team bezwang Saudi-Arabien mit 5:0 und Ägypten mit 3:1.
Das ist nicht nur für die russischen Fans eine gute Nachricht, sondern auch für die LGBT Gemeinschaft, denn der irische Buchmacher Paddy Power versprach, der Community der Schwulen und Lesben 10.000 Pfund Sterling für jedes russische Tor zu spenden.
Zweck der Kampagne ist, Schwule und Lesben bei der Integration in den Sport zu unterstützen und auch schwulen Fußballspielern zu helfen, unter anderem durch Bildungsprogramme in Schulen.